Der Fall hat für einen Eklat gesorgt. Die Luxus-Sexarbeiterin Salomé Balthus war bei Roger Schawinski in seiner Talkshow im Schweizer Fernsehen (SRF) zu Gast.
Dabei ging es auch um das Thema Missbrauch. Kurz darauf hat Balthus in ihrer Kolumne bei der Axel-Springer-Zeitung «Die Welt» den SRF-Talkmaster mit einem falschen Zitat wiedergegeben.
Der «Welt»-Chefredaktor Ulf Poschard hat seine Autorin umgehend entlassen. Balthus war damit buchstäblich einmal mehr auf die Strasse gestellt. Sie hat inzwischen aber mit «Hetaera» eine «non-profit-orientierte» Escort-Agentur gegründet. Das feministisch gedachte Unternehmen will Prostituierten durch die Pandemie helfen.
Und die geschasste Autorin von «Das Kanarienvögelchen» - wie ihre Kolumne betitelt war - hat wieder eine neue Zeitung verführen können. «Nachtgesichter» heisst die regelmässige Kolumne ab sofort in der «Berliner Zeitung». Unter ihrem jetzt richtigen Namen schreibt Hanna Lakomy einmal pro Monat «über Sex und Gesellschaft, Politik und Emanzipation».
Beim Ärger mit Roger Schawinski ging es damals um ein Statement von Alice Schwarzer, dass bei Prostituierten der Anteil von Frauen, die als Kinder missbraucht wurden, überproportional hoch ist. Schawinski wollte mehr dazu wissen. Daraus machte Balthus in ihrer Kolumne die Frage: «Hat ihr Vater sie als Kind sexuell missbraucht?» Aber Schawinski hat nicht nach dem Vater gefragt, sondern meinte nur: «Ist das bei ihnen auch der Fall gewesen?»
Dieses Vorkommnis in der Talkshow wird von Hanna Lakomy nun auch in ihrer ersten Kolumne bei der «Berliner Zeitung» noch einmal reflektiert. Hanna macht zum Thema, dass sie die Tochter vom «Traumzauberbaum» ist. Das war ein Kindermusical ihres Vaters Reinhard Lakomy. Einem damals bekannten Musiker in der DDR.
Die Flucht aus dieser «Welt des Kults und der Magie, in der ich aufgewachsen bin», habe sie schliesslich «möglichst weit weg aus dieser Welt meiner Eltern» in die Prostitution geführt. «In eine sehr erwachsene Sphäre, wo der Name meiner Eltern mir so gar nichts nützte.»
Allerdings, und das ist eine Pointe der neuen Kolumne, habe sie ihr Vater auch in dieser neuen Welt noch einmal gefunden. Das war, als ein «Promi-Ficker» für die intimen Stunden im Hotel seine Lieblingsmusik mitgebracht habe. Schlagerhits von ihrem Vater.
«Aber wenigstens waren es nicht die Kinderlieder», schreibt die Tochter und kolumniert dann weiter: «Was für ein Glück, dass mein Papa, der da auf dem Klavier präludierte, tot war! Mein Kunde seinerseits sah überhaupt kein Problem darin, die Musik seines Idols zu hören, während er dessen Tochter penetrierte. Er glaubte, mir damit eine besonders grosse Freude zu machen, meinte, dass uns damit etwas so ganz Persönliches verband, während er zur Stimme von Reinhard Lakomy mit seinen Stössen meine Lendenwirbel stauchte.»
Der Klein Report meint als Versuch einer kleinen Literaturkritik: Missbrauch kann die verschiedensten «Nachtgesichter» haben.