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Samstag
25.03.2023

Medien / Publizistik

Das Cover zum Bestseller «Die Selbstgerechten» von Sahra Wagenknecht. Pointiert sind auch ihre Aussagen im Bundestag...       (Bilder: Campus-Verlag, Youtube)

Das Cover zum Bestseller «Die Selbstgerechten» von Sahra Wagenknecht. Pointiert sind auch ihre Aussagen im Bundestag... (Bilder: Campus-Verlag, Youtube)

Über Geld redet man gerne. Vor allem, wenn es die Einkünfte der anderen betrifft. In Deutschland sind aktuell die Einnahmen der Abgeordneten im Bundestag ein heisses Thema.

Was dabei besonders interessiert: Mit knapp 800’000 Euro findet sich die streitbare Linke Sahra Wagenknecht auf Platz 5 der Top-Verdienenden im deutschen Parlament.

Insgesamt hat die Politikerin der Partei Die Linke zwischen 2021 und 2023 stolze 792’961 Euro an Nebeneinkünften verbucht, wie Daten von abgeordnetenwatch.de zeigen. Das Überraschende dabei: Fast 50’000 Euro hat Wagenknecht in der Schweiz eingenommen.

Das Geld stammt aus Honoraren von Vorträgen.

Wagenknecht nahm unter anderem an einem Salonabend des Debattenmagazins «Schweizer Monat» teil, wo ein Honorar von 9’985 Euro resultierte, wie der «Spiegel» ins Detail geht. Der «Schweizer Monat» gilt als Autorenzeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur. Vertreten werden nach eigenen Angaben «klassisch liberale Werte wie Eigenverantwortung, Wahl- und Meinungsfreiheit, Föderalismus und direkte Demokratie», in der «Tradition des Liberalismus». Chefredaktor seit 2019 ist Ronnie Grob. Bis Ende 2015 wirkte auch René Scheu als Herausgeber und Chefredaktor, bevor er die Leitung des Feuilletons der «Neuen Zürcher Zeitung» übernahm, die er bis 2021 innehatte.

Weitere Einnahmen generierte Wagenknecht bei einer Diskussionsrunde in Wollerau zum Thema «Missbrauchen die Techgiganten ihre Marktmacht?». Dafür erhielt sie 14’280 Euro. Bei einem Symposium zum Thema «Let’s Talk – Wirtschaft im Dialog» hielt sie einen Vortrag vor dem Efficiency Club in Zürich für 4’042 Euro. Ein weiterer Vortrag und eine Tätigkeit als Keynote-Rednerin auf einem Anlagesymposium in Zürich brachten ihr je 10’000 Euro ein, zum Beispiel vom Vermögensverwalter Swiss Rock Asset Management.

Der grösste Posten in der Kasse von Sahra Wagenknecht bilden aber die Tantiemen des Campus-Verlags. 720’868 Euro hat die Autorin in der fraglichen Zeit für ihr umstrittenes Buch «Die Selbstgerechten» auf ihrem Konto verbuchen können.

Andere Abgeordnete im Deutschen Bundestag waren mit ihren Büchern weit weniger erfolgreich. Gesundheitsminister Karl Lauterbach kassierte gemäss Abgeordnetenprofil 10’700 Euro für sein 2022 erschienenes Buch «Bevor es zu spät ist». Aussenministerin Annalena Baerbock erhielt ein Honorar zwischen 15’000 und 30’000 Euro für ihr Buch «Jetzt», wofür sie in einer Plagiatsaffäre im Jahr 2021 heftig kritisiert wurde.

Aktuell befindet sich Sahra Wagenknecht in einem Streit mit ihrer Partei. Sie soll über die Gründung einer eigenen Partei nachdenken. In einem Interview mit dem «Stern» weist sie Vorwürfe zurück, sie schade damit der Linken. Ihre Einschätzung der Lage: «Die Linke zerstört sich leider ganz ohne mich.»

Keine Freude an Wagenknechts Fleiss hat die Bundespartei-Vorsitzende der Linken, Janine Wissler. Gegenüber t-online meinte sie: «Nebenverdienste haben und sogar Geld von der Schweizer Finanzindustrie nehmen, dazu hoch dotierte Podien und Vorträge bei der Wirtschaft, ist das ein Problem.»