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Dienstag
16.09.2014

Medien / Publizistik

Hanspeter Lebrument und Alain Berset

Hanspeter Lebrument und Alain Berset

Die Zeit der Ratlosigkeit ist vorbei. Die Verleger des Verbandes Schweizer Medien haben «eine neue intensive Liebschaft zum Print entdeckt», eröffnete Hanspeter Lebrument seine Rede am Verlegerkongress in Interlaken. «Und was man von Verlegern nicht immer erwarten kann, ist das auch sehr substanziell ausgefallen» so der Präsident des Verbandes.

In den ersten Jahren seiner Präsidentschaft sei eine seiner Hauptaufgaben bei der Kongressvorbereitung gewesen, «den Rabatt auf die Mitgliederbeiträge festzulegen, weil zu viel Geld in der Verbandskasse war», sagte Lebrument. «Die lieben Kollegen erhielten so 20 manchmal sogar 30 Prozent des Mitgliederbeitrages zurück. Das war eine schöne Zeit. Man war beliebt.»

«Die digitale Welt, die zum Schrumpfen der Nutzer- und Werbemärkte, zu einer drastischen Minderung der Rubrikenmärkte geführt hat, liess die Branche fragen, ob es für die Zeitung überhaupt noch eine Zukunft gebe.» Einige Verleger hätten ihre Zeitungen aufgegeben, «die kräftigeren unter uns, auf die Suche getrieben». Die Suche nach einem neuen Platz der Printmedien, der nach wie vor grössten und bedeutendsten unter den Mediengattungen.

An einer ausserordentlichen Generalversammlung dieses Jahr hätten sich die Mitglieder dann aufgerafft, Geld für Werbung in die Hand zu nehmen. Notabene das, wovon sie seit Generationen fürstlich leben. Andere sollen bei ihnen Werbung schalten und bezahlen, die Verleger aber umgekehrt - übrigens auch die SRG - Gratiswerbung über Berichterstattung oder flutende PR-Aussendungen generieren, fügt der Klein Report an. Markenführung gleich Null.

Nun haben die Verleger also «eine kostenintensive Liebeserklärung für ihre Zeitungen und ihre Branche abgegeben», so Hanspeter Lebrument. Mit der nationalen Kampagne «Sag es der Schweiz» soll gezeigt werden: «Print wirkt».

Etwa zehn Jahre zu spät realisieren die Print-Verleger das Fehlen einer optimalen Online-Nutzerforschung, kann der Klein Report da nur anfügen. Man hockte zusammen in der Wemf und verteidigte auf Teufel komm raus den Printbereich und vernachlässigte die Branding-Forschung im Konvergenzprozess auf Tablets, Smartphones und iPads. Auch hier ist das Thema Branding überlebenswichtig für die Gattung.

Eine Online-Gruppe hat vor ein paar Monaten einen Versuch gegen die Wemf, die im Besitz der Verleger und der SRG ist, gestartet. Man wollte eine neue Nutzerfoschung für den Online-Bereich aufgleisen - aus den verschiedensten Gründen ist das Projekt aber versandet oder abgewürgt worden.

Der von der Wemf angekündigte Pilotversuch, auch die erweiterten Formen der Online-Nutzung bei den Zeitungsreichweiten einzubeziehen, sei dringend notwendig, meinte Hanspeter Lebrument deshalb vor den Gästen im Hotel Victoria Jungfrau in Interlaken.

Dann folgt eine bemerkenswerte Aussage des Verlegerpräsidenten, der auch unter anderem über Subventionen Regionalfernsehen und Regionalradio in der Südostschweiz betreiben kann. Auf die Branche bezogen, meinte er: «Alleine schaffen wir es nicht. Ich werde mich jetzt hüten, Ihnen beliebt zu machen, was allen freien Medien den Garaus gemacht hat, nämlich den Ruf nach Unterstützung mit fremdem oder gar öffentlichem Geld.»