Ihr erster Einsatz als Pressefotografin für den «SonntagsBlick» war 1984 bei der Ankunft von Papst Johannes Paul II. bei seinem Schweiz-Besuch. Am anderen Ende des Spektrums steht ein Besuch der Feministin und Publizistin Alice Schwarzer rund um das erste nationale Lesbentreffen.
Dazwischen hat sie die verschiedensten Persönlichkeiten vor ihre Linse geholt. Über 40 Jahre lang war Sabine Wunderlin mit ihrer Kamera am Puls der Zeit.
Jetzt wird der Chronistin Mitte August im Stadtmuseum Aarau eine Ausstellung gewidmet: «Sabine Wunderlin – Fotografin in einer Umbruchszeit».
Pünktlich zu dieser Werkschau erscheint die Monografie «Zwischen Stein, Bundeshaus & Pudding Palace» über das Schaffen der Pressefotografin, wie der Rüffer & Rub Sachbuchverlag dem Klein Report ankündigt.
Das Buch illustriert, wie die letzten 50 Jahre eine Zeit voller Umbrüche waren. Das widerspiegelt sich auch in der Welt der Medien und der Fotografie.
Als eine der wenigen fest angestellten Pressefotografinnen in der Schweiz hat Sabine Wunderlin diese Veränderungen «hautnah miterlebt».
Zu Beginn ihrer Karriere bei Ringier hatte sie meist mächtige Männer vor der Kamera, und die Journalistinnen, mit denen sie zusammenarbeiten konnte, «liessen sich an einer Hand abzählen», wie es zum Buch heisst.
Doch das hat sich geändert und Sabine Wunderlin konnte 1984 bis 2017 für den «SonntagsBlick», für «Cash» und andere Medienprodukte der Blick-Gruppe ein weites Spektrum an gesellschaftlichen Themen, Frauen und Männern aus der Bevölkerung und Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland im Bild festhalten.
Zudem bearbeitete sie «mit Herzblut» eigene fotografische Themen als aufmerksame Chronistin der Frauen- und Lesbenbewegung. Sie war auch subtile Beobachterin der Zerstörung der Landschaft in der Schweiz, angefangen mit «Vorher-Nachher-Aufnahmen» in ihrem Herkunftsort Stein im Kanton Aargau.
Die Monografie führt chronologisch durch 40 Jahre Schweizer Geschichte. Gleichzeitig werden Verbindungen und Zusammenhänge in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Kunst, Kultur und dem Showbusiness über die Jahre sichtbar gemacht. Natürlich mit den Bildern von Sabine Wunderlin.
Diese schreibt über ihre Anfänge: «Eines Tages standen an den mir vertrautesten Orten einzelne rot-weisse Stangen. Ich wusste, was sie bedeuteten: Die Autobahn kommt. Hier sollten bald die Bäume, das Bächlein, der Weiher, die Wiesen und Äcker unter dem Autobahndamm begraben werden. Ich konnte und wollte nicht einfach die Augen verschliessen vor dieser kommenden Wirklichkeit. In meiner Verzweiflung nahm ich Vaters Kamera, ging hin und fotografierte.»
Zur weiteren Entwicklung haben die Autorinnen Willemijn de Jong und Marianne Noser noch ausführlichere Texte über die Zeit sowie die Arbeit einer Pressefotografin als «Dokumentaristin wichtiger Gesellschaftsfragen» beigesteuert.
Das Buch «Zwischen Stein, Bundeshaus & Pudding Palace» ist ab 9. August erhältlich.