«Le Cinéma Suisse - il existe. Allez au cinéma!», schrie die Berner Schauspielerin Sabine Timoteo in den Saal, nachdem ihr der Quartz-Pokal als beste Hauptdarstellerin für das Drama «Driften» durch SRG-Generaldirektor Roger de Weck überreicht wurde.
Der Klein Report war vor Ort, als am Freitagabend in Genf die Schweizer Filmpreise verliehen wurden. Der Ablauf einer der letzten Filmpreisverleihungen - Golden Globes, Oscars und Césars sind ja schon längst durch - war kurz und schmerzlos: Da wurde eine Kategorie nach der anderen abgehakt.
Sabine Boss umschrieb das Drehbuchschreiben mit einem John-Irving-Zitat: «Gute Drehbucharbeit ist hauptsächlich Scheissarbeit; wie Hausarbeit. Machst du sie gewissenhaft, so fällt es keinem auf. Machst du sie schlampig, so wirst du bestraft.» «Der Kreis»-Regisseur Stefan Haupt entgegenete postwendend bei seiner anschliessenden Dankesrede: «Ich muss widersprechen. Es war keine Scheissarbeit, und es fühlte sich auch nicht wie Hausarbeit an...»
Den besten Lacher bot Monsieur Cinéma alias Ivo Kummer, der sich auf der Bühne als Yves Chagrin vorstellte. Frauenherzen schlugen beim Auftritt des Schauspielers Carlos Leal höher, der einen seiner neuen Solo-Songs (mit den Silhouetten zweier Tänzerinnen) zum Besten gab.
Ablauftechnisch unglücklich war die Vergabe des Ehrenpreises an Jean-Luc Godard durch Bundesrat Alain Berset erst nach der Bekanntgabe des Gewinnerfilms «Der Kreis». Das Publikum hatte genug der Preise, wollte zum Dinner und war spürbar unruhig. Godard selbst war aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich anwesend, sondern bedankte sich mit einer selbstironischen Videobotschaft, die aber letztlich wohl nur er selbst wirklich verstand.
Grosse Verlierer des Abends waren der fünffach nominierte Regie-Erstling «Chrieg» und das vierfach nominierte Beziehungsdrama «Dora - oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern». Beide Spielfilme mussten sich gegen «Der Kreis» geschlagen geben.