Reporter ohne Grenzen (ROG) zeigt sich besorgt angesichts der Ausweisung des Korrespondenten der britischen Zeitung «The Guardian» aus Russland. Die Verweigerung der Wiedereinreise des Journalisten Luke Harding sei «inakzeptabel und eine eindeutige Warnung an alle ausländischen Korrespondenten in der Russischen Föderation», so ROG. Dem Russland-Korrespondenten des «Guardian» war bei seiner Ankunft aus London am 5. Februar am Moskauer Flughafen die Einreise verboten worden. Anschliessend wurde er nach Grossbritannien zurückgeschickt. Der Journalist hatte zuvor in London die Wikileaks-Dokumente zu Russland ausgewertet und darüber geschrieben.
ROG bewertet das Einreiseverbot als «schwerwiegenden Versuch, eine unabhängige Berichterstattung über aktuelle Ereignisse in Russland zu verhindern und Journalisten zur Selbstzensur zu bewegen». Die Ausweisung von Harding sei umso alarmierender, als dass sie einen erfahrenen Journalisten treffe, der seit mehreren Jahren im Land arbeitete und über Visum und Akkreditierung verfüge. Die Verweigerung der Einreise sei ein willkürlicher Akt, mit dem sich die russischen Behörden von rechtsstaatlichen Prinzipien entfernt hätten.
Bisher ist in Moskau ansässigen Korrespondenten nur ganz selten die Wiedereinreise verwehrt worden. Seit Ende der 80er-Jahre dokumentierte ROG nur zwei vergleichbare Fälle: Im Dezember 2007 und im Februar 2008 wurde der moldauischen Journalistin Natalia Morar die Einreise nach Russland verweigert. Im Jahr 1989 wurde zudem der damalige Moskau-Korrespondent der «Sunday Times», Angus Roxburgh, des Landes verwiesen - eine Reaktion auf die Ausweisung von elf mutmasslichen sowjetischen Spionen durch die britische Regierung.
Die Russische Föderation rangiert aktuell auf Platz 140 von insgesamt 178 Staaten und Regionen in der aktuellen ROG-Rangliste der Pressefreiheit.




