Die russische Justiz hat den auf Russisch publizierten Online-Ableger der «Bild»-Zeitung als ausländischen Agenten eingestuft. Mit der Begründung, dass das Portal «Bild auf Russisch» Unwahrheiten verbreitet habe.
Der Axel-Springer-Konzern hingegen sieht in dem Schritt den Versuch, freien Journalismus zu verhindern.
«‚Bild auf Russisch’ habe unzutreffende Informationen über die russische Politik veröffentlicht», heisst es in der von der Staatsagentur Tass verbreiteten Mitteilung der Justizbehörde. Zudem seien unzutreffende Informationen verbreitet worden, die darauf abzielten «ein negatives Bild der Streitkräfte Russlands zu zeichnen».
Die russische Justiz kritisiert weiter, dass sich das Medienunternehmen gegen die militärische Spezialoperation in der Ukraine ausgesprochen habe, fasst die «Süddeutsche Zeitung» das Geschehen in einem Artikel zusammen.
«‚Bild auf Russisch‘ habe sich zudem an der Verbreitung von Berichten und Materialien ausländischer Agenten an eine unbegrenzte Anzahl von Personen beteiligt», weiss die «Süddeutsche» weiter.
Die Gegenseite lässt sich diesen Vorwurf nicht gefallen, ein Sprecher der «Bild»-Gruppe sagte gegenüber der «Süddeutschen»: «Die Einstufung von ‚Bild auf Russisch‘ als ausländischer Agent sei ein untauglicher Versuch, freien Journalismus und das Aufdecken von Staatspropagnda zu verhindern». Es sei zudem ein Kompliment für die erfolgreiche Arbeit des Teams um Maksim Kurnikow.
Abschliessend schreibt die «Süddeutsche» in ihrem Artikel noch ein paar Zeilen zum Kontext über den aktuellen Streitfall: «Axel Springer hatte seine eigenen Medienmarken in Russland – darunter russische Ausgaben der Magazine ‚Forbes‘, ‚Geo‘ und ‚Gala‘ – 2015 an den russischen Verleger Alexander Fedotow verkauft. Damals hatte Moskau ein neues Mediengesetz eingeführt, das den Anteil ausländischer Investoren auf 20 Prozent begrenzte.»
Ein solcher Minderheitenanteil sei für Springer nicht akzeptabel, betonte Springer damals. Mit dem Angebot Bild auf Russisch habe Axel Springer sich das publizistische Ziel gesetzt, über Kanäle wie Youtube und Telegram weiterhin freie Nachrichten und Analysen zu russischsprachigen Menschen zu bringen, teilte das Verlagshaus im Sommer 2022 nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine mit.
Die Website bild.de war im März 2022 von Russland gesperrt worden.