Mit einem Protestplakat im russischen Fernsehen gegen den Krieg in der Ukraine wurde Marina Owsjannikowa weltberühmt. Die 43-jährige Journalistin war am 14. März während der Nachrichtensendung des Senders Perwy Kanal hinter der Nachrichtensprecherin aufgetaucht.
Owsjannikowa, die selbst als Redaktorin für den Sender arbeitete, hielt ein Schild mit der Aufschrift «Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen» in die Kamera. Sie rief ausserdem «Stoppt den Krieg!», bevor die Live-Übertragung abbrach.
In Moskau wurde die mutige Protestlerin bereits zu einer Geldstrafe von 30'000 Rubel oder etwa 230 Franken verurteilt. Weiterhin könnte ihr aber gemäss dem neuen Mediengesetz von Wladimir Putin eine viel härtere Strafe mit bis zu 15 Jahren Gefängnis drohen.
Wenigstens beruflich schaut die Zukunft für die Mutter von zwei Kindern etwas besser aus. Ab sofort arbeitet Marina Owsjannikowa als freischaffende Korrespondentin für die Medienmarke «Welt». Sie wird unter anderem aus der Ukraine und Russland berichten, wie der Medienkonzern Axel Springer am Montag in Berlin mitgeteilt hat.
«Marina Owsjannikowa hat in einem entscheidenden Moment den Mut gehabt, die Zuschauer in Russland mit einem ungeschönten Bild der Wirklichkeit zu konfrontieren», sagt dazu Ulf Poschardt, Chefredaktor der Welt-Gruppe und Sprecher der Geschäftsführung der WeltN24 GmbH.
In ihrem ersten Beitrag erklärt die Journalistin, die nach wie vor in Moskau weilt, warum sie diesen Schritt gehen musste und was die Propaganda des Kremls in der Bevölkerung auslöst.