Mitglieder des Recherchenetzwerks Bellingcat haben in den letzten Wochen dutzende Phishing-Mails erhalten, für die der russische Geheimdienst verantwortlich sein soll. Brisant ist, dass die Hacker-Attacke auf die Journalisten von Bellingcat über eine «.ch»-Domain lief.
Bellingcat, ein verschlüsseltes Netzwerk für Investigativ-Journalisten, ist laut eigenen Angaben Ziel einer Phishing-Attacke russischen Ursprungs geworden. Wie Bellingcat und der kooperierende Genfer E-Mail-Anbieter ProtonMail am Samstag in einem Statement mitteilten, hätten mehrere Journalisten im Laufe der vergangenen Woche gefälschte Proton-E-Mails erhalten, in welchen sie aufgefordert wurden, ihre Login-Daten einzugeben. Glücklicherweise sei der Versuch ohne Erfolg geblieben, wie ProtonMail weiter schreibt.
Andy Yen, Gründer von ProtonMail, alarmierte nach eigenen Angaben die Schweizer Bundespolizei sowie die Behörde für Computersicherheit Melani, wie es in einem «Zeit»-Artikel vom Sonntag heisst.
Bellingcat-Journalist Christo Grozev, der unter anderem die Recherchen im Fall des ermordeten Geheimagenten Sergej Skripal koordinierte, vermutet hinter dem Angriff ganz klar den russischen Geheimdienst. Auf Twitter schrieb Grozev am Samstag, dass mittlerweile über 10 Journalisten von Bellingcat gemeldet hätten, Phishing-Mails erhalten zu haben. Alle die Journalisten waren laut Grozev in Recherchen und Geschichten verwickelt, die mit Russland zu tun hatten.
Grozev ist der Meinung, dass die Schweiz verpflichtet sei zu handeln, weil eine «ch.»-Domain genutzt wurde, um den Hacker-Angriff zu starten. «Es handelt sich um ein Verbrechen auf dem digitalen Territorium der Schweiz», wird Grozev in dem Artikel der «Zeit» abschliessend zitiert.