Der CEO der Vogt-Schild Mediengruppe, Rudolf Rentsch, verlässt das Medienunternehmen per Ende Juni. Bei der Strategieausrichtung des Unternehmens ist es zu Unstimmigkeiten mit der Mehrheitsaktionärin, der Gottlieb und Hans-Vogt-Stiftung, gekommen. Rudolf Rentsch hat im Anschluss an die VR-Sitzung vom 25. Juni auch seinen sofortigen Rücktritt als Verwaltungsratspräsident der Vogt-Schild Holding AG bekannt gegeben. «Beide Schritte, Beendigung des Anstellungsvertrages als Unternehmensleiter und Rücktritt als VR-Präsident, wurden aufgrund von Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und dem Stiftungsrat notwendig», schrieb die Vogt-Schild Holding AG am Freitagmittag. Gemäss Recherchen des Klein Reports handle es sich um eine «rein interne Angelegenheit», wie ein Insider aus VR-nahen Kreisen sagte. Sie stehe nicht im direkten Zusammenhang mit der etwas angespannten Medien-Konstellation zwischen der Espace Gruppe («Berner Zeitung») und der «Solothurner Zeitung», die von der Vogt-Schild herausgegeben wird, wie er anfügte.
Im Anschluss an die VR-Sitzung haben zudem auch die drei anderen Mitglieder des Verwaltungsrates, die als Vertreter der Mehrheitsaktionärin dem VR angehörten, ihr Mandat mit sofortiger Wirkung niedergelegt: Konrad Luder, Solothurn, Vizepräsident des VR, Klaus Oesch, Richterswil, und Martin Gabi, Feldbrunnen.
Die Nachfolge von Ruedi Rentsch übernimmt ad interim Christian Müller, Rentschs bisheriger Stellvertreter. «Wir wussten, dass der Stiftungsratspräsident und Rudolf Rentsch menschlich das Heu nicht auf der selben Bühne hatten», sagte Christian Müller dem Klein Report am Freitagnachmittag auf Anfrage. Weiter liess er den Klein Report wissen, dass die anderen drei Verwaltungsräte - übrigens die Verwaltungsräte der Stiftung selbst - aus Protest gegen den Entscheid Rentsch auszubooten, zurückgetreten seien. Verärgert ist vor allem Klaus Oesch, immerhin VR-Präsident der Orell Füssli AG.
Müller ist seit zweieinhalb Jahren als Geschäftsführer Medien im Unternehmen tätig, wo er für die Verlagsaktivitäten zuständig ist und jetzt ad interim die Funktion des CEO übernimmt. In den 80er Jahren war er Chefredaktor der «LNN» und dann 15 Jahre lang bei Ringier tätig bevor er ins Verlagsmanagement wechselte.
Die Situation bei der Vogt-Schild Holding AG ist die: Die Mehrheitsaktionärin «Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung Solothurn» hält 65 Prozent der Aktien an der Vogt-Schild Holding AG und hat vier Verwaltungsräte (alle zurückgetreten und nun ersetzt), die PubliGroupe SA hält 35 Prozent am Unternehmen und stellt zwei VR-Mitglieder. Ende April hatte die Stiftung an der GV dem VR noch das Vertrauen ausgesprochen.
Der Nachfolger von Rudolf Rentsch als VR-Präsident wird Dr. Fritz Schuhmacher. Er wurde an der darauffolgenden ausserordentlichen Generalversammlung auf besonderen Wunsch der Hauptaktionärin gewählt. Schuhmacher verfügt über zahlreiche Mandate im Medienbereich - unter anderem aus dem direkten Konkurrenzumfeld. Er ist nicht zuletzt VR-Mitglied bei der PubliGroupe und der Basler Mediengruppe. PubliGroupe-CEO Hanspeter Rohner weiss um die möglichen Interessenkonflikte: «Fritz Schuhmacher hat uns über die Mandatsanfrage informiert», sagte er am Freitag dem Klein Report. «Sollte es zu Interessenskonflikten kommen, so haben wir vereinbart, dass Herr Schhumacher in den Ausstand tritt.» Schuhmacher sei eine anerkannte Persönlichkeit. «Zudem wohnt er im Kanton Solothurn und ist Advokat und Notar», fügte Rohner an.
Ebenfalls neu in den VR wurden dipl. Ing. Beat Lorétan aus Riedholz und Françoise Marcuard-Hammer aus Bern gewählt. Wie bisher sind zwei Vertreter der zweiten Aktionärin der Vogt-Schild Holding AG, der PubliGroupe SA in Lausanne, im VR dabei: Otto Meier und Max Bühlmann.
In Rentschs Zeit fielen die Lancierung der «Mittelland Zeitung» mit der «Aargauer Zeitung», dem «Oltener Tagblatt» und dem «Zofinger Tagblatt» sowie der Aufbau des Druckzentrums Derendingen und die Realisierung des Zeitdruckzentrums Subingen.
Rudolf Rentsch zum Klein Report: «Die ganze Aktion verstösst gegen Treu und Glauben, nachdem am 30. April die ordentliche GV stattfand mit Decharge-Erteilung und Wiederwahl des Verwaltungsrates für ein weiteres Jahr.»
Freitag
27.06.2003