Der hoch verschuldete Medienkonzern Vivendi Universal hat am Dienstag an den Finanzmärkten eine schwere Vertrauenskrise ausgelöst. Angebliche Versuche der Bilanzmanipulation im Zusammenhang mit dem Verkauf der Aktien des britischen Abonnenten-Fernsehens BSkyB und Überschuldungsängste führten zu Panikverkäufen der Aktie. Zuvor hatte der umstrittene Vorstandschef Jean-Marie Messier seinen Rücktritt angekündigt. Ihm wurde die mangelnde klare Ausrichtung des Mischkonzerns und sein Führungsstil angelastet. Messier verteidigte sich mit der Ankündigung, es gebe Versuche, den weltweit zweitgrössten Medienkonzern zu zerschlagen. «Ich gehe, damit Vivendi fortbestehen kann», sagte er in einem Interview in der französischen Tageszeitung «Le Figaro». Der 45-jährige Franzose verlangt nach einem Bericht der französischen Tageszeitung «Le Monde» unter anderem 12 Mio. Euro Abfindung und will über juristischen Schutz vor möglichen Schadensersatzforderungen verhandeln. Sein Rücktritt soll offiziell am Mittwoch auf einer Sondersitzung des Verwaltungsrats verkündet werden.
An den Börsen stürzte die Vivendi-Aktie rasant, nachdem die Kreditwürdigkeit des Konzerns durch die renommierte US-Rating-Agentur Moody's drastisch herabgestuft wurde. Seit Jahresanfang hat die Aktie mehr als 70 Prozent ihres Wertes verloren. Es werde bezweifelt, dass der Konzern in der Lage sei, die in den nächsten zwölf Monaten fällig werdenden Kredite zu refinanzieren, erklärte die Agentur.
Mit dem Abtritt von Vorstandschef Messier und dem Auseinanderbrechen von Vivendi in seine Einzelteile könnte nun der US-Medienunternehmer Barry Diller wieder als selbstständiger Unternehmer zum Zug kommen. Erst im vergangenen Jahr hatte Diller seinen US-Unterhaltungskonzern an Vivendi Universal für mehr als 7 Milliarden Euro verkauft und wurde daraufhin CEO von Vivendi Universal Entertainment und Präsident von USA Interactive. Im Zuge der Umstrukturierung gilt er als kaufkräftiger und damit aussichtsreicher Kandidat für die Übernahme eines Split-offs des Entertainment-Geschäfts. Mehr dazu: Messier kurz vor Abgang
Dienstag
02.07.2002