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Freitag
30.05.2003

Der seit sechs Jahren amtierende Chefredaktor von Italiens renommiertester Tageszeitung «Corriere della Sera», Ferruccio De Bortoli, ist am Donnerstagabend zurückgetreten. De Bortoli werde durch den 45-jährigen Stefano Folli ersetzt, hiess es in einer Mitteilung. Folli war bisher der politische Kommentator des Blattes.

Der Rücktritt wird mit Differenzen über die Zukunft der Mailänder Tageszeitung zwischen De Bortoli und dem Hauptaktionär der Tageszeitung, der Verlagsgruppe RCS, begründet. Die Opposition bemängelte, dass De Bortoli zurücktreten musste, nachdem der Druck der Aktionäre wegen seiner oft regierungskritischen Linie zu stark geworden sei. De Bortoli sei zurückgetreten, weil Regierungschef Silvio Berlusconi mit der Berichterstattung der Tageszeitung unzufrieden sei.

Der Rücktritt De Bortolis wird in Italien neuerlich eine heftige Auseinandersetzung über den Einfluss anheizen, den Berlusconi auf die Medienwelt ausübt. Der Ministerpräsident besitzt mit Mediaset die stärkste private TV-Gruppe des Landes und kontrolliert über seine Familie mehrere Tageszeitungen und Zeitschriften. Seit seinem Regierungsantritt stellte Berlusconi mehrere Vertrauensmänner an die Spitze der öffentlich-rechtlichen TV-Anstalt RAI. «Das Mediensystem ist zu Berlusconis Jagdrevier geworden», kritisierte die Opposition. Vergleiche auch: Journalistenverband peilt Generalstreik an