Der neugewählte Direktor von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), Rudolf Matter, war am Dienstagmittag auf Radio DRS1 Gast von Susanne Brunner und gab neben netten und verständnisvollen Worten auch einige Primeurs bekannt. Zum Beispiel, dass die Redaktionen «Kassensturz» und «Espresso» zusammengelegt werden; wo dies geschehen soll, ob in Bern oder im Zürcher Vorort Leutschenbach, sagte er nicht. Hoffentlich wissen das die Journalisten bereits. Er meinte auch zu Susanne Brunner: «Die Redaktion wird dann entscheiden, was als TV-Beitrag gestaltet oder was als Radiosendung ausgestrahlt werden soll.»
Bei den tagesaktuellen Informationssendungen von SF und Radio DRS - wie «Tagesschau» oder «Echo der Zeit» ändere sich nichts; die Redaktionen würden getrennt bleiben und produzieren. Der neue Regionaldirektor holte dann zum kritischen Exkurs aus und meinte: «Bei den Zeitungen gibt es ja nur noch fünf grosse Redaktionen in der Schweiz; eine Zusammenlegung wie beim Print wäre also falsch.»
Matter konnte sich auch «human-touch»-mässig zur Person äussern: «Ich habe auch Schülerzeitungen gegründet» und «vor der Matura für Lokalzeitungen geschrieben». Dann meinte Frau Brunner unverblümt: er sei eigentlich unbekannt. Darauf antwortete der neue Direktor: «Als langjähriger Informationsjournalist erachte ich die Themen und Argumente als wichtiger als der politische Journalist und Moderator.» Die Leute am Schirm oder am Mikrofon sollten mehr im Rampenlicht stehen, so Matter weiter.
Medienkonvergenz müsse man aus Sicht des Publikums betrachten. Die jüngeren Menschen nutzten die elektronischen Medien nicht mehr gleich wie die älteren Semester. Darum müsse das bestehende Programm so gut wie heute oder besser gestaltet werden, meinte Matter. Zum Thema Geld für die SRG äusserte er sich diplomatisch: «Die SRG und damit Radio und Fernsehen haben eigentlich genügend Geld um ihren Auftrag zu erfüllen.»
Der aufmerksame Beobachter des Klein Reports fragt sich aber: Braucht es diesen übergeordneten Direktor überhaupt, wenn es noch «Fernseh-Könige» (Chefredaktor, TV-Direktor usw.) und «Radiofürsten» (Chefredaktor, Programmleiter DRS 1-4 usw.) gibt? Einen solchen Oberdirektor gabs ja schon in einer «bürokratischen» Form: Der intellektuell begnadete Journalist und Publizist Otmar Hersche war auch Regionaldirektor Deutschschweiz von Radio und TV; er hat dieses damals unnütze Amt eigenhändig aufgelöst und sich wieder auf seinen berufenen Journalistenposten beim Radio begeben.
Rudolf Matter bei seiner Ernennung am 21. Mai 2010: Matter: «Ich will mit allen Parteien Gespräche führen». Sein Karriereweg: Rudolf Matter am Ziel und De Weck sass auch in der Superdirektoren-Jury
Dienstag
22.06.2010