Mit der Eroberung grosser Teile Afghanistans durch die Taliban hat die Bedrohung unabhängiger Journalistinnen und Journalisten und Medien vor Ort eine neue Dimension erreicht.
Reporter ohne Grenzen (RSF) ist Ende Juli für zehn Tage nach Afghanistan gereist, um Solidarität mit den Betroffenen auszudrücken und Vertreterinnen und Vertretern aus Medien und Politik ein Konzept für den Schutz von Medienschaffenden vorzustellen.
Die Organisation hat zudem Sicherheitstrainings für Journalisten und insbesondere Journalistinnen organisiert, die besonders gefährdet sind. Bei Kursen im Juli haben 50 Medienschaffende, darunter 32 Frauen, aus 11 Provinzen teilgenommen.
«Die Taliban haben in den vergangenen Jahren immer wieder Anschläge verübt, bei denen Medienschaffende getötet wurden. Mit dem weiteren Vorrücken der Extremistengruppe drohen weitere Morde an Journalistinnen und Journalisten und gleichzeitig eine Unterversorgung der Bevölkerung mit Informationen», sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr.
Laut RSF mussten inzwischen bereits mehr als 50 Medien – hauptsächlich lokale Radio- und Fernsehsender – in den von den Taliban kontrollierten Gebieten ihren Betrieb einstellen. «Medien, die noch nicht schliessen mussten, senden nur noch religiöse und von der Extremistengruppe vorgegebene Inhalte», weiss Mihr.
Rund 100 Journalistinnen und Journalisten hätten ihren Arbeitsplatz verloren, da sie aus den von den Taliban besetzten Gebieten fliehen und in den grossen Städten, insbesondere in der Hauptstadt Kabul, Zuflucht suchen mussten.
In Kabul haben afghanische Journalistinnen und Journalisten, die ein Visum für eine Flucht beantragen wollen, mehrere Botschaften aufgesucht. Viele Medienschaffende befürchten, dass diejenigen, die für ausländische Medien gearbeitet haben, bevorzugt behandelt werden könnten. Schleusergruppen haben inzwischen begonnen, ihre Preise zu erhöhen.