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Dienstag
09.03.2021

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Jung von Matt Limmat hat pünktlich zum Weltfrauentag einen Kreativitäts-Check ins Netz gestellt. Das #gislerprotokoll präsentiert fünf Regeln, wie heute gendergerecht kommuniziert werden muss und welche Stereotypen seit 50 Jahren der Vergangenheit angehören sollten.

Der Klein Report hat Roman Hirsbrunner, CEO bei Jung von Matt Limmat, ein paar Fragen zu dieser medialen Initiative gestellt.

Gemäss Eurer Einschätzung bei Jung von Matt stecken Marketing und Kommunikation oft noch in Lebensmodellen der 50er-Jahre fest. Weshalb ist das aus Ihrer Sicht so?
Roman Hirsbrunner: «Oft liegt das wohl an internalisierten Vorstellungen, wie etwas zu sein hat. Das führt dann zu einem sich selbst reproduzierenden System. Denke ich an eine Autowerbung, kommen mir automatisch viele Beispiele in den Sinn, bei denen Männer am Steuer sitzen. Reflektiere ich hier nicht bewusst, passiert es sehr schnell, dass auch ich eine Werbung für ein Auto konzipiere, in der ein Mann das Auto fährt. So bilden wir in Marketing und Kommunikation eine Welt ab, in der Männer sichtbarer sind und oft auch als kompetenter dargestellt werden – was natürlich überhaupt nicht der Realität entspricht. Darum plädieren wir für einen «Klischeeknick», der sich löst von veralteten Rollenmodellen.»

Jung von Matt ist ja Teil der Kommunikationsbranche. Was habt Ihr selbst intern gegen diese stereotypen Darstellungen der Geschlechter bisher unternommen?
Hirsbrunner: «Mit dem Gislerprotokoll nehmen wir allen voran uns selbst in die Verantwortung. Heisst: Natürlich haben auch wir in der Vergangenheit Arbeiten realisiert, die nicht dem Gislerprotokoll entsprechen. Und natürlich gibt es auch jetzt schon in der Schweiz Werbungen, die sehr facettenreich sind. Das Thema ist nicht trennscharf zu betrachten – man macht selten alles falsch und leider noch genau so selten alles richtig. Aber wir sind überzeugt, dass Initiativen wie das Gislerprotokoll uns allen helfen, bewusster und reflektierter mit unserer Verantwortung umzugehen.»

Nicht nur am Internationalen Tag der Frau: Im Moment wollen alle reden, wollen dieser Verantwortung für die Diversität eine Stimme geben. Was ist bei #gislerprotokoll besser oder anders?
Roman Hirsbrunner:
«Ich glaube, jede Initiative, die sich für einen bewussteren Umgang mit der eigenen Stimme, mit der eigenen Verantwortung einsetzt, ist richtig und wichtig. Das Gislerprotokoll funktioniert aus unserer Sicht, da es konkret, aber gleichzeitig nicht einschränkend ist. Wir sprechen gezielt die inklusive Sprache, die Zusammenarbeit mit Kund:innen und die Inhalte der eigenen Arbeit an und was man in diesen Zusammenhängen tun kann, um facettenreicher zu kommunizieren. Gleichzeitig beschränken wir unsere Bemühungen aber nicht nur auf Frauenrollen, sondern beziehen uns auf jegliche klischierte Geschlechterrollen. Und: Das Gislerprotokoll ist nicht als ,Gesetz’ formuliert, an das man sich Punkt für Punkt in jeder Arbeit halten muss, sondern dient als Unterstützung und Leitlinie.»

Und wie sind die ersten Reaktionen aus der Agenturszene?
Hirsbrunner:
«Da wir das Gislerprotokoll erst heute kommuniziert haben, mit Ausnahme des ,NZZ am Sonntag’-Artikels, haben wir natürlich noch nicht sehr viele Rückmeldungen. KSP und Serviceplan haben unseren ,Macht ihr mit?’- Aufruf auf jeden Fall schon mal aufgenommen, was uns sehr freut. Und auch sonst gilt: Je mehr Agenturen und Unternehmen sich der Sache anschliessen, desto mehr Impact können wir realisieren. Wir sind aber schon nur froh, wenn wir dadurch das Thema in der Branche anstossen und uns alle zum Denken anregen.»

Sich zum #gislerprotokoll bekennen ist das eine. Was wäre das Ideal-Ziel dieser Aktion von Jung von Matt Limmat?
Roman Hirsbrunner: «Das Ziel ist natürlich, dass wir in Zukunft immer weniger klischierte Rollenbilder in Marketing, Kommunikation und Werbung sehen und viel mehr Vielfalt und Facetten. Das wird sich aber natürlich nicht von heute auf morgen ändern. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Erkenntnis ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung.»