Kirchhoff Consult und Komm.passion schliessen sich Farner an. Team Farner will nun den deutschen Markt erobern.
Der Klein Report sprach mit Roman Geiser, Executive Chairman Team Farner, über die Strategie hinter den Expansionsplänen, die damit verbundenen Ziele und über die mögliche Gefahr einer Überhitzung vor lauter Wachstumsstress.
Ist der Ausbau mehr aus dem inneren Bedürfnis von Farner getrieben oder von Waterland, die ihren Erfolg mit DEPT noch einmal wiederholen wollen?
Roman Geiser: «Nachdem Farner in der Schweiz die Marktführerschaft erlangte, stellte sich für uns die Frage, ob wir auf diesem Erfolg ruhen oder ein neues Kapitel aufschlagen wollen. Ich und die Farner Partnerinnen und Partner haben sich dann für eine internationale Expansionsstrategie entschieden. Wir wollen das Modell einer echt integrierten Agentur mit allen Kommunikationsdisziplinen unter einem Dach – unser Schlüssel zum Erfolg in den letzten Jahren – in den führenden europäischen Märkten duplizieren. Und das in kurzer Zeit. Um eine solche Strategie umzusetzen, braucht es viel Kapital und Know-how. Mit ein Grund, diesen Plan zusammen mit Waterland zu realisieren, war deren Leistung mit Dept.»
Im Moment können Sie mit dem Team Farner eine Erfolgsmeldung nach der anderen feiern. Denken Sie auch an eine mögliche Gefahr, dass der Topf auf einem derart grossen Feuer eines Tages überhitzt wird?
Geiser: «Als Unternehmer weiss ich, dass, wer Erfolg haben will, auch Risiken eingehen muss. Aber dosiert und mit einem achtsamen Blick auf die Gefahren. So wollen wir rasch wachsen, aber clever. Wir gehen grundsätzlich nur mit erfolgreich positionierten und ertragsstarken Agenturen zusammen, die über eine unternehmerische DNA verfügen. Die Schlüsselpersonen in diesen Agenturen beteiligen sich zudem substanziell an Farner International, was gemeinsame Anreize sicherstellt und die gemeinsame Ambition unterstreicht. Wir sind uns bewusst, dass wir eine herausfordernde Reise vor uns haben. Doch für diese Reise sind wir top ausgerüstet: Unser Team ist sehr erfahren, auch beim Aufbau und der internationalen Führung von grösseren Agenturallianzen.»
Eine Frage «back to the roots»: Wieso ist Ihnen die Schweiz zu klein?
Roman Geiser: «Die Schweiz ist uns nicht zu klein, und es bieten sich hier noch viele Chancen. Aus diesem Grund setzten wir auch in der Schweiz auf eine klare Wachstumsstrategie. Die Schweizer Wirtschaft gehört zu den kompetitivsten und innovativsten weltweit und wer es hier schafft, hat auch gute Voraussetzungen im Ausland. Das haben viele Schweizer Unternehmen vor uns bewiesen. So ist es für uns der logische nächste Schritt, unseren Erfolg nicht nur in der Schweiz, sondern auch international weiterzuführen. Ausserdem sind viele unserer Kunden international ausgerichtet und wir wollen Ihnen Dienstleistungen aus einer Hand auch in deren Märkten bieten.»
Sie künden auch Akquisitionen in der Schweiz an. Sehen Sie in der aktuellen Wirtschaftslage gute Kaufmöglichkeiten oder geht es strategisch um mehr als solche «Occasionen»?
Geiser: «Wir verfolgen einen klar definierten ‚Bauplan‘ für unsere Gruppe und haben fixe Vorstellungen, wer zu uns passt. Wir gehen dabei sehr selektiv und entlang definierter Kriterien vor. So wollen wir in den führenden europäischen Märkten sogenannte ‚National Champions‘ – integrierte und marktführende Agenturen wie Farner in der Schweiz – aufbauen und mit sinnvollen digitalen und technologischen Querschnittsfunktionen ergänzen.»
Wird die Entwicklung an den Grenzen Europas aufhören oder kann es auch nach Übersee gehen, wie es Waterland mit DEPT bereits gewagt hat?
Roman Geiser: «Unser Wachstumsplan ist europäisch. Es gibt keine echt europäische Management Consultancy für integrierte Kommunikation und wir sehen darin neben unserer inhabergeführten DNA eine wichtige Differenzierung. Heute müssen Auftraggeber und Auftraggeberinnen für die Lösung eines europaweiten Kommunikationsproblems zu den US-dominierten Holdings oder zu klassischen Netzwerkagenturen. Mit Farner bietet sich eine Alternative: europäisch, integrierter, unternehmerischer, agiler.»
Können Sie ein wachsendes Vertrauen der Schweizer Kundschaft für Farner feststellen, wenn Sie im Ausland mit einer derart grossen Kelle anrichten, so im Sinne von «die müssen was drauf haben»?
Geiser: «Ich hoffe, dass unsere Kunden schon immer fanden, dass wir ‚etwas drauf haben‘… Grundsätzlich erhalten wir sehr viel positives Feedback auf unserem Weg und das Interesse für die Zusammenarbeit ist auch im Ausland gross. Und Erfolgreiche wollen auch mit Erfolgreichen zusammenarbeiten, das gilt auch für Auftraggeber-Agenturbeziehungen.»
Gibt es auch Kunden, die ein zu schnelles Wachstum abschrecken könnte?
Roman Geiser: «Für bestehende Kunden in der Schweiz ändert sich grundsätzlich nichts. Sie erhalten einfach mehr Möglichkeiten in der Schweiz und im Ausland, wenn das ein Bedürfnis ist. Bis jetzt haben wir viel Zuspruch und positive Signale erhalten.»