In seinem Videoformat «Weltwoche daily» sendete Chefredaktor Roger Köppel am 1. März 2022 direkt aus dem Bundeshaus.
Gleich zu Beginn des 28-minütigen Beitrags klärt Köppel sein Publikum darüber auf, von wo er zu ihm spricht: «aus Bern, am Rande der jetzt anlaufenden Frühlingssession der Eidgenössischen Räte».
Nach einer Hausmitteilung zum neuen Kollegen Kurt Pelda kommt Köppel auf den Ukraine-Konflikt zu sprechen. Er übt Kritik am (kurz zuvor gefassten) Entscheid des Bundesrats, sämtliche Sanktionen der EU gegen Russland zu übernehmen. Alle Parteien – ausser seine SVP – bekommen ihr Fett ab.
Schliesslich berichtet Köppel, er habe «versucht, in dieser Situation dem Bundespräsidenten eine Frage zu stellen» zur Wahrung der Neutralität gemäss Artikel 185 der Bundesverfassung. Auf die Frage der Nationalratspräsidentin an den Bundespräsidenten, ob dieser Köppels Frage hören wolle, habe er – der Parlamentarier – «eine schnöde Absage» erhalten und «unter dem Applaus der linken Ratshälfte» an seinen Platz zurückkehren müssen.
Als Nächstes kommentiert Roger Köppel Reden von Bundespräsident Ignazio Cassis und Mitte-Präsident Gerhard Pfister, um dann überzugehen zu Putins geistiger Gesundheit.
An der Ämterkumulation störte sich ein Zuschauer: Journalist Köppel erkläre im Beitrag der Öffentlichkeit, wie er in seiner Funktion als Nationalrat dem Bundespräsidenten eine Frage habe stellen wollen. Daraufhin liefere er «umgehend und ausführlich» eine journalistische Einschätzung.
Damit vermische Köppel «ganz konkret und offensichtlich» sein Amt als Nationalrat mit seiner Tätigkeit als Journalist, Chefredaktor und Verleger der «Weltwoche».
«Der Presserat ist der Ansicht, dass Roger Köppel sein Amt und seine Tätigkeit als Journalist zwar ganz konkret und offensichtlich vermischt», schreibt das Gremium in der am Dienstag publizierten Stellungnahme.
Allerdings mache er dies transparent. Er sei bereits im Wahlkampf und später als gewählter Parlamentarier immer gleichzeitig als Journalist und als Politiker aufgetreten.
«Auch im vorliegenden Fall ist seine Doppelrolle für die Zuschauerinnen und Zuschauer erkennbar», heisst es weiter.
Der Presserat hat die Beschwerde «nach intensiven Diskussionen» abgewiesen.