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Mittwoch
12.09.2012

Roger Köppel ist für einmal nicht Verfasser, sondern selbst Thema eines Textes - dieser Text von Dante Andrea Franzetti erschien vergangene Woche als Buch unter dem Titel «Roger Rightwing köppelt das feingeistige Tischgespräch». Die Hauptfigur heisst zwar Roger Rightwing und nicht Roger Köppel, aber Rightwing ist ebenfalls Chefredaktor einer Wochenzeitung im rechten politischen Spektrum.

Die Nähe ist natürlich gewollt, auch wenn Franzetti auch andere Vorbilder einfliessen liess. «Ganz generell ist Rightwing der Archetyp des selbstverliebten Manipulators, der am Ende selbst an seine Manipulationen glaubt», erklärte er gegenüber dem Klein Report. «Das trifft auf viele Politiker und einige Journalisten und Chefredaktoren zu.»

Er nennt auch konkrete Parallelen zum Chefredaktor der «Weltwoche». «Roger Rightwing steht im Solde eines Herrn, Dark Vader, der ihn steuert und dem er gefallen will», so Franzetti. «Bei Roger Köppel ist das Ausmass seiner Abhängigkeit vom Herrn vielleicht nicht ganz so genau quantifizierbar, aber Roger Schawinski hat ihm kürzlich vorgerechnet, dass er alleine aus Werbeeinnahmen der Ems-Chemie, die sonst fast nirgends inseriert, über 800 000 Franken jährlich einnimmt. Da ist ein Payback fällig.»

Erste Fragmente des Buches veröffentlichte Dante Andrea Franzetti seit Anfang Jahr auf «Journal21.ch». «Ich begann die Serie aus Lust, Vergnügen und Spass zu schreiben», so Franzetti. «Als ich die Teile zusammenfügte und einen langen Schlussteil dazuschrieb, waren viele Leute, die es lasen, begeistert.» Roger Rightwing schwingt sich nun nach der achten Finanzkrise zum Chefideologen einer Rockerbande auf, die die Stadt Zürich beherrscht, und gründet im Jahr 2019 die «Weltwoche».

Mit seinem Buch will er die «überdrehte und manchmal auch hetzerische Art» des heutigen Journalismus thematisieren. «Die Berlusconi-Ära hat längst auch in der Schweiz begonnen», meinte er gegenüber dem Klein Report. Allerdings sei das eher eine Spezialität der politisch Rechten.

«Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel hat das Buch noch nicht gesehen. «Ich habe mich zuletzt vor allem mit der Nationalbank, der Frankenuntergrenze, der EZB und dem Euro beschäftigt. Ausserdem las ich in den Ferien eine hochinteressante Biografie von Richard Nixon, sodass ich schlicht keine Zeit hatte, Artikel zu lesen, die sich mit mir befassen», erklärte er gegenüber dem Klein Report. «Ich fühle mich aber selbstverständlich geehrt, dass ich zum Gegenstand schriftstellerischer Arbeit geworden bin.»

Ob Köppel sich immer noch geehrt fühlt, wenn er das Buch gelesen hat? «Wenn er Tucholsky kennt, wird er wissen, was eine Satire ist», sagte Franzetti. Köppel hofft auf jeden Fall auf ein Belegexemplar.

Erschienen ist das Buch im Lenos Verlag, bei dem Franzetti vor Kurzem die Stadterzählung «Zurück nach Rom» veröffentlichte. Der Start seines neuen Werkes lief bisher nach Mass. «Die Buchhändler haben viele Vorbestellungen für das Büchlein gemacht», so Franzetti. Einen Grund für die grosse Nachfrage sieht er in der mangelnden politischen Satire in der Schweiz. «Das Publikum findet, dass es an der Zeit ist, über diese immer präsenten, immer dasselbe am Fernsehen predigenden Nationalisten zu lachen.»