Im Jahr 2015 sind weltweit 110 Journalisten getötet worden, davon 67 wegen ihres Berufes. Waren im Vorjahr noch zwei Drittel der getöteten Reporter in Konfliktregionen gestorben, hat sich dieses Verhältnis in diesem Jahr umgekehrt: Zwei Drittel der getöteten Journalisten mussten ihr Leben in Friedensregionen lassen.
Neben 49 Reportern, die gezielt getötet wurden, starben weitere 18 in Ausübung ihres Berufes. Hinzu kommen laut Reporter ohne Grenzen (ROG) 43 Journalisten, die ohne eindeutiges Motiv getötet wurden: Weil die Behörden nicht unabhängig und umfassend ermittelten, weil es am politischen Willen der betreffenden Staaten mangelte oder wegen Instabilität und Rechtlosigkeit, bleiben die Motive im Schatten.
Zu den für Reporter gefährlichsten Ländern rund um die Kriegsregionen Irak, Syrien und Jemen gehört auch Frankreich: Beim Anschlag auf Charlie Hebdo starben insgesamt zwölf Menschen, darunter acht Journalisten. Die Mitarbeiter von Charlie Hebdo leben seither unter Personenschutz und üben ihren Beruf unter ständiger Bedrohung aus.
In der syrischen Stadt Aleppo sind Journalisten seit 2011 ins Kreuzfeuer zwischen der syrischen Armee, extremistischen Gruppen, kurdischen Kämpfern und Luftangriffen geraten. «Journalisten laufen gleichermassen Gefahr, zu versehentlichen Opfern des Kriegs zu werden, von einer der nichtstaatlichen Gruppen entführt zu werden oder in den Gefängnissen des Regimes zu landen», so die Journalistenvereinigung.
Die Irakische Grossstadt Mossul wird seit Juni 2014 vom IS kontrolliert. «Seither ist Mossul fast vollständig vom Informationsaustausch mit der Aussenwelt abgeschnitten», so ROG. Fast 60 Medienschaffende sind aus der Stadt geflohen. Wer geblieben ist, übt aus Angst seinen Beruf nicht mehr aus.
Ende 2015 sitzen zudem weltweit 153 Journalisten in Haft und weitere 54 in Entführungsgefangenschaft. Mit der Einsetzung eines UN-Sonderbeauftragten für den Schutz von Journalisten und die Anrufung des Internationalen Strafgerichtshofes durch den UN-Sicherheitsrat bei Kriegsverbrechen gegen Journalisten will Reporter ohne Grenzen den Schutz für Journalisten weltweit verbessern.