Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) ist besorgt über die anhaltende Gewalt gegenüber Journalisten in der Ostukraine. Sechs Medienvertreter aus der Ukraine, aus Russland und aus Italien starben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Zusammenhang ihrer Arbeit, so die Aussagen des Kiewer Institute of Mass Information (IMI), der ukrainischen ROG-Partnerorganisation.
249 Journalisten wurden angegriffen oder verletzt und mindestens 55 weitere als Geiseln genommen oder zeitweise entführt. «Seit Monaten müssen Journalisten vor allem im Osten der Ukraine damit rechnen, Opfer von gezielter Gewalt zu werden», berichtet ROG-Geschäftsführer Christian Mihr in Berlin. «Sie können nicht unabhängig berichten, sondern werden in die Auseinandersetzungen hineingezogen. Wir fordern die Konfliktparteien auf, endlich die Sicherheit von Korrespondenten und ihren Mitarbeitern zu garantieren. Es ist unerträglich, dass Reporter zur Zielscheibe von Bedrohung und Gewalt werden.»
In der Stadt Donezk wurde in der vergangenen Woche eine sogenannte Todesliste an Redaktionen und Nachrichtenagenturen verschickt und kursierte anschliessend im Internet. Das von der prorussischen Separatistengruppe Russische Befreiungsfront unterzeichnete Schreiben nennt 15 ukrainische Journalisten beim Namen und bezichtigt sie, als «Feinde Russlands» nur das zu schreiben, «was ihnen der Westen vorgebe».
Die Übergriffe auf Journalisten und Medien beschränken sich jedoch nicht auf den Osten des Landes. Bereits am 5. Juli bewarfen 50 maskierte Männer die Redaktionsräume der russischsprachigen Tageszeitung «Westi» in Kiew mit Steinen. Dabei gingen Fensterscheiben zu Bruch und mehrere Computer wurden zerstört.