Mit Humor gelingt es ihm, Kleingeistereien offen zu legen, ohne dabei verletzlich zu sein. Dafür und für vieles mehr erhält der Dichter und Karikaturist Robert Gernhardt, der zur Frankfurter Schule gehört, nun den Heine-Preis. Die Literaturauszeichnung zum Gedenken an die in Düsseldorf geborene dichtende Scharfzunge Heinrich Heine wird alle zwei Jahre zu dessen Geburtstag am 13. Dezember verliehen. Laut Jury wird Gernhardt, der 1937, ebenfalls am 13. Dezember - allerdings etwas östlicher im estnischen Tallinn -, geboren wurde, als jahrzehntelang kritischer Beobachter der «deutschen Zustände» ausgezeichnet. «Alles Hohle, alles Vordergründige gibt er der Lächerlichkeit preis», lobt ihn die Jury.
Gernhardt, der in den 60er Jahren für die Satirezeitschrift «Pardon» schrieb und 1979 das Magazin «Titanic» mitgründete, gelang nach eigenen Angaben erst Anfang der 80er der Durchbruch zum «anerkannten Gegenwartsliteraten». Neben Erzählungen und Essays schrieb der in Frankfurt am Main lebende Autor vor allem Lyrik - etwa die frühen Bände «Körper in Cafés» oder «Besternte Ernte» sowie «Lichte Gedichte». Der Heine-Preis ist mit 25 000 Euro dotiert. Beim Rheingau-Literaturpreis konnte Gernhardt 111 Flaschen Rotwein und etwas Kleingeld einstecken.
Den Heine-Preis erhielt zuletzt 2002 die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek. Weitere Preisträger waren u.a. Carl Zuckmayer, Max Frisch, Wolf Biermann und Walter Jens.
Donnerstag
04.03.2004