Die Ringier AG lehnt eine Beteiligung des Vereins «Le Cercle des Amis du Temps» an der Zeitung «Le Temps» ab. «Ringier hat nach eingehender Prüfung entschieden, die Aktionärsstruktur schlank zu halten», heisst es dazu vom Zürcher Verlag.
«Der Entscheid erfolgte nach eingehender Diskussion und mehreren Gesprächen seitens Ringier mit den Vertretern von `Le Cercle des Amis du Temps`, insbesondere mit den beiden Co-Präsidenten Olivier Vodoz und Charles Kleiber», sagte Ringier-Kommunikationschef Edi Estermann dem Klein Report.
Angesichts der strukturellen Herausforderungen der Medienbranche sei es essenziell, die Aktionärsstruktur schlank zu halten, so Estermann weiter über die von Ringier im April übernommene Zeitung.
Der «Freundeskreis Le Temps» zeigte sich am Dienstag über die Entscheidung von Ringier enttäuscht. An den Sitzungen mit Ringier habe eine Gruppe von Investoren und Gönnern aus dem Freundeskreis finanzielle Mittel angeboten, um die Entwicklung von «Le Temps» zu fördern.
«Die Diskussionen mit Ringier stockten an einem Punkt besonders», schrieb der Verein am Dienstag. «Als es um die Fusion der Redaktionen der Zeitungen `Le Temps` und `L`Hedbo` ging. Der Cercle anerkennt zwar, dass es zwischen den Titeln zahlreiche Synergien gibt, ist aber überzeugt, dass eine Fusion der Redaktionen nicht zum Vorteil von `Le Temps` sein kann.» Ringier habe ausserdem an den Verhandlungen die Bedingung gestellt, die beiden Redaktionen nach Lausanne zu verlegen.
Ringier-Sprecher Estermann hält sich in diesem Bereich bedeckt: «Bis zum Abschluss der Prüfung durch die Wettbewerbskommission werden keinerlei Entscheidungen bezüglich einer allfälligen Neuorganisation oder gar eines Standortwechsels der Redaktion von `Le Temps` getroffen.» Um die Zukunft der für die Westschweiz so wichtigen Qualitätszeitung zu sichern, sei die Prüfung möglicher Synergien Pflicht, betonte er.
Der Verein «Freundeskreis Le Temps» kritisiert derweil die Verhandlungsbasis des Zürcher Verlages: Ringier habe immer wieder von Sparmassnahmen gesprochen, während der «Freundeskreis Le Temps» überzeugt sei, dass der nachhaltige Erfolg von «Le Temps» nur durch Investitionen garantiert werden könne. «Der Cercle wäre bereit dazu gewesen, diese zu finanzieren.»
Es sei beschlossen worden, den wertvollen Kontakt zwischen Ringier und dem «Cercle des Amis du Temps» aufrechtzuerhalten, heisst es bei Ringier schwammig über die zukünftige Beziehung der Verhandlungspartner. Zu den vom «Freundeskreis Le Temps» verbreiteten Details über die Verhandlungsinhalte wollte sich Estermann nicht äussern.