Content:

Sonntag
12.06.2016

Medien / Publizistik

Ärger im Hause Ringier: Das Medienunternehmen muss sich nicht nur ethisch, sondern auch rechtlich für seine Berichterstattung in Zusammenhang mit dem Unia-Fall verantworten. Auf Twitter lieferten sich Thomas Ley vom «Blick» und Felix Schneuwly von Comparis eine Auseinandersetzung: «Gehören Kollateralschäden zum Geschäft, Thomas Ley?», wollte Schneuwly, Head of Public Affairs von Comparis.ch, deshalb vom «Blick»-Blattmacher wissen.

Die Gewerkschaft Unia, die dem Dietlikoner Gipserunternehmen Goger unter anderem Lohndumping vorgeworfen hat, wurde vom Zürcher Handelsgericht zurückgebunden. Die Anschuldigungen, die von den Richtern als «unlauter» eingeschätzt wurden, darf die Gewerkschaft nicht wiederholen, ansonsten droht ihr eine Strafe. Dabei handelt es sich um eine vorsorgliche Massnahme des Gerichts, keinen Sachentscheid.

Doch der Streit zwischen Unia und Goger ist nur ein Teil der Geschichte: Felix Schneuwly ärgert sich nämlich darüber, dass dieser und auch ähnliche Fälle medial derart intensiv begleitet werden: «Die Medien, insbesondere Boulevard-Medien, bringen die Geschichte. Dadurch wird die angeschuldigte Person oder Institution faktisch vorverurteilt, bevor überhaupt ein Urteil gefällt worden ist», erklärt er sich gegenüber dem Klein Report.

Gemäss Schneuwly gehöre es sogar zum «Boulevard-Geschäftsmodell», dass ein Medienunternehmen für Kollateralschäden auch rechtlich belangt und verurteilt wird, solange «die Stories knackig genug sind». Nebensätze in einem Artikel wie «es gilt die Unschuldsvermutung» bezeichnet Schneuwly als «reines Feigenblatt».

Anderer Ansicht ist wiederum «Blick»-Blattmacher Thomas Ley, der via Twitter allfällige Fehler seitens Ringier und «Blick» in der Berichterstattung zum Unia-Fall dementierte: «Wir haben an unseren Berichten nichts zu korrigieren», antwortete er knapp auf den Kommentar Schneuwlys und bat ihn, das Urteil «noch einmal genau zu lesen». Bemüht um konkretere Ausführungen dazu, wollte Thomas Ley gegenüber dem Klein Report den Disput nicht selber kommentieren und verwies an die Ringier-Kommunikationsabteilung.

Daraufhin hakte der Klein Report bei Edi Estermann, Chief Communications Officer bei Ringier, nach. Auch Estermann wollte die Fragen nicht beantworten, «weil es sich um ein laufendes Gerichtsverfahren handelt.» Ringier muss sich also neben den ethischen auch rechtlichen Fragen stellen. «Bis zum nächsten Gerichtstermin von Ende Monat machen wir keine Angaben in der Angelegenheit», meint Estermann schliesslich.