Die Anzeige der Gewerkschaften Impressum und Syndicom gegen Ringier wegen Verletzung des Arbeitsgesetzes stösst beim Verband Schweizer Medien und bei Ringier selbst auf wenig Verständnis.
«Diese Anzeige ist aus meiner Sicht nicht der klügste Weg, um in Verhandlungen zu treten», erklärt der Präsident des Verbandes Schweizer Medien, Hanspeter Lebrument dem Klein Report. «Die Probleme hätten zwischen den Gewerkschaften und dem Verlag gelöst werden können. Die Anzeigen gegen Tamedia und Ringier verbauen eine gemeinsame Lösung, da jetzt der Staat eingeschaltet ist und alle Beteiligten erst dessen Entscheidung abwarten müssen.»
Für Ringier-Kommunikationschef Edi Estermann ist der Versuch der Verbände Impressum und Syndicom, «mit Anzeigen gegen die Schweizer Medienhäuser die ins Stocken geratenen Verhandlungen zu einem GAV zu reaktivieren, kontraproduktiv». Ringier habe gegenüber Impressum stets Dialogbereitschaft bewiesen.
Dem widerspricht Stephanie Vonarburg, Zentralsekretärin der Mediengewerkschaft Syndicom: «Die Verantwortlichen von Ringier haben sich bisher nicht sichtbar für die Sozialpartnerschaft mit den zuständigen Organisationen eingesetzt, weder innerhalb des Verlegerverbands noch im direkten Kontakt.»
Die Anzeige gegen Ringier kam für die Verantwortlichen des Medienhauses überraschend. Laut Estermann habe Ringier seit Längerem bereits einen Termin mit dem zuständigen Arbeitsinspektorat des Kantons Zürich vereinbart. Von diesem Termin erfuhren die Gewerkschaften allerdings erst nach der Anzeige, versichert Vonarburg dem Klein Report.
Die Hauptforderung, die Syndicom und Impressum in ihrer Klage stellen, ist, dass die Arbeitszeiten der Redaktionsmitglieder erfasst werden sollen. Laut Ringier-Sprecher Estermann werden Möglichkeiten dazu innerhalb des Medienunternehmens bereits geprüft: «Die Ringier AG und die Personalkommission setzten sich bereits bezüglich geeigneter praktikabler Massnahmen zur Arbeitszeiterfassung auseinander. Dies auch im Hinblick auf die Richtlinien des Seco», führt er aus.
Hanspeter Lebrument ist hingegen der Arbeitszeiterfassung gegenüber negativ eingestellt: «Ich halte die Forderung zu einer Arbeitszeiterfassung für gefährlich», sagt er. «Bisher hat die Einhaltung der Arbeitszeit auf einem Vertrauensverhältnis zwischen Journalisten, Redaktionsleitern und den Verlagen basiert. Bei einer Arbeitszeiterfassung müssten Journalisten stets nachweisen, wo und wann sie gearbeitet haben. Damit würden Medienschaffende einer ständigen Kontrolle unterworfen.»
Der Verlegerverband wolle nun aber an der Märzsitzung den Personaldienst von Ringier anhören. «Falls die Arbeitszeit wirklich ein wunder Punkt ist bei den Journalisten, werden wir auch handeln. Aber der Wunsch muss wirklich aus den Reihen der Medienschaffenden selbst kommen», kündigt Lebrument an.