Und wieder rumort es bei Ringier: Erst kürzlich hat Marc Walder die Doppelspitze bei der «Schweizer Illustrierten» (SI) Werner de Schepper und Nina Siegrist wegen eklatanter Erfolglosigkeit beendet und mit Silvia Binggeli eine neue Chefredaktorin präsentiert, die nicht nur intern für Kopfschütteln gesorgt hat.
Und nun hat es auch André Häfliger erwischt. Wie der Klein Report aus gut unterrichteten Kreisen erfahren hat, wurde der 65-jährige People-Journalist freigestellt, weil er am Jubiläum «20 Jahre Fritz & Fränzi» gegenüber Chefredaktor Nik Niethammer sich allzu laut und allzu abfällig über die Entscheidungen der Teppichetage bei der «Schweizer Illustrierten» echauffiert hatte. Doch damit nicht genug. Die intimen Anekdoten in seinem Buch «Willkommen bei den Stars» sollen dem einen oder anderen Promi zudem sauer aufgestossen sein, was intern für rote Köpfe sorgte. Ringier reagierte umgehend, und der Starreporter musste sein Pult räumen.
Noch Mitte September rollte ihm Marc Walder im Ringier-Presshaus den roten Teppich aus, als er André Häfliger bei der Präsentation seines Buches «Willkommen bei den Stars» hochleben liess.
Und auch Häfligers Kollegin Flavia Schlittler huldigte dem Starreporter. In ihrem Bericht über die Buchvernissage: «Sie öffnen ihr Herz und bekochen den Ringier-Chefreporter mit Risotto. Bei André Häfliger (65) schwärmte der 42. US-Präsident Bill Clinton (75) vom Kartoffelsalat im Heidiland, Schlagerstar Udo Jürgens (1934–2014) verriet ihm ein Geheimnis. Alt-Bundesrat Adolf Ogi (79) machte ihm ein Geschenk, und Lady Diana (1961–1997) vertraute ihm Privates an», so die People-Journalistin vom «Blick».
Seit 15 Jahren schreibt «Häfi» für die «Schweizer Illustrierte», 25 Jahre lang war er für den «Blick» auf den Spuren der Prominenten. Für das Boulevardblatt plaudert die People-Legende aus dem Nähkästchen und erzählt Anekdoten, die er mit den Grössen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik erlebt hat.
Andre Häfliger ist kein People-Journalist im eigentlichen Sinn, und das gab er auch gerne zu. Im Interview mit dem «Oltner Tagblatt» anlässlich seines Buches räumte er ein, dass er stets im Interesse der Promis berichtet und die unangenehmen Themen vermieden habe. Sicher mit ein Grund, weshalb sie ihn mögen, ihm vertrauen und öfter Dinge preisgeben, die sonst nicht an die Öffentlichkeit gelangt sind.
André Häfliger hat die Nähe zu den Stars gesucht und sie gefunden. Er ist und war kein Haudegen wie die grossen deutschen People-Journalisten und Klatschreporter Michael Graeter oder der verstorbene Paul Sahner. Beide hauten für eine fette Schlagzeile jeden noch so guten Freund in die Pfanne.
Das ist und war nicht die Art von André Häfliger. Und so schrieb er auch nie darüber, dass ein ehemaliger Schweizer Skistar ein Faible für käufliche schwarze Frauen hat oder dass man mit den Dramen um Liebe und Depressionen in einer berühmten Schweizer Zirkusfamilie ganze Bücher füllen könnte. Und er würde auch nicht schreiben, wie es Verleger Jürg Marquard gerade geht, der gesundheitlich leider in einer schlechten Verfassung ist.
Genau so, wie das der Klein Report auch nicht tut. Oder soll der Klein Report mal den Giftschrank öffnen?
Mit André Häfliger verlässt einer der letzten People-Journalisten der Schweiz die Bühne. Die Stars von heute und die Sternchen von gestern nutzen die sozialen Medien, wenn sie ihr neues Buch, eine weitere CD oder die Liebe ihres Lebens präsentieren wollen. Dafür brauchen sie weder André Häfliger, aber noch weniger Ringier.
Auf mehrfache Anfrage des Klein Reports war die Ringier-Kommunikationsstelle am Mittwoch weder willens noch in der Lage, auf den Sachverhalt, dass André Häfliger keine Aufträge mehr von Ringier erhält, zu antworten.
Auf die Frage, ob es nach der Lancierung von «Interview by Ringier» zu einer Auseinandersetzung mit dem langjährigen Journalisten gekommen sei, antwortete Johanna Walser, Chief Communications Officer, in mehreren Mails und SMS-Korrespondenz gegenüber dem Klein Report ausweichend.
Auf die Frage, ob André Häfliger per sofort aus seinem Vertrag auf Mandatsbasis entlassen worden sei, heisst es von Ringier nur knapp: «Es gab nur einzelne Aufträge, keinen Mandatsvertrag.» Aber André Häfliger musste sein Büro räumen, doppelte der Klein Report nach. «Herr Häfliger hatte kein eigenes Büro im Medienpark und musste somit auch nichts räumen.»
Und noch einmal, in einer der vier verschiedenen Mail- und zusätzlichen SMS-Anfragen des Klein Reports zum De-facto-Rauswurf des Journalisten, kam nur Funkstille.
André Häfliger sei bereits vor über einem Jahr im Rahmen der Umstrukturierungsmassnahmen bei der SI frühpensoniert worden. Seither habe er noch auf Mandatsbasis für die SI gearbeitet.