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Montag
21.08.2023

Medien / Publizistik

Über Dorers berufliche Zukunft wird in den nächsten Tagen und Wochen beratschlagt...(Bild: Ringier)

Über Dorers berufliche Zukunft wird in den nächsten Tagen und Wochen beratschlagt...(Bild: Ringier)

Der frühere Chefredaktor der «Blick»-Gruppe, Christian Dorer, muss weiterhin um seine berufliche Zukunft bangen.

Wie der Ringier-Konzern am Montag mitteilte, wird Dorer definitiv nicht mehr zurück an die Spitze kommen. Dem Karriereknick vorausgegangen war eine Auszeit von mehreren Monaten, in denen intern ermittelt wurde, wie weit der frühere Chefredaktor gegen den Code of Conduct der Ringier AG verstossen hat.

Anscheinend wogen die festgestellten Vorwürfe schwer: Seine Nachfolge treten nun definitiv Steffi Buchli und Sandro Inguscio an. Buchli übernimmt den Bereich «Content», Sandro Inguscio den Bereich «Digital & Distribution». Beide gehören künftig der Blick-Geschäftsleitung an.

Der Klein Report berichtete bereits Mitte Juli, dass Buchli Chefredaktorin werde. Kurz darauf reagierte Ladina Heimgartner, CEO der Blick-Gruppe, einmal mehr intern auf die News des Klein Reports. Sie könne dazu nichts weiter sagen.

Ob Christian Dorer überhaupt eine Weiteranstellung bei Ringier erhält, bleibt nebulös. In den kommenden Wochen werde definiert, so Ringier, «ob und in welcher journalistischen Funktion Christian Dorer bei der Ringier-Gruppe tätig bleiben wird.» Die Gespräche sollen bereits aufgenommen worden sein und seien auf gutem Weg, worüber sich beide Parteien freuen würden.

Wie fest sich Dorer am Ende freuen wird, ist noch ungewiss. Er lässt sich in der Mitteilung mit den Worten zitieren, dass er in den vergangenen Jahren das Privileg geniessen durfte, mit einem Team talentierter Menschen zusammenarbeiten zu dürfen.

Ladina Heimgartner, CEO der Blick-Gruppe und Head Global Media Ringier AG, dankt Dorer in der aktuellen Mitteilung für dessen Einsatz, was einen schalen Beigeschmack hat. Denn es war Heimgartner, die überängstlich Dorer kaltstellte.

Arbeitsrechtlich ein krasser Fall, da es schon beinahe eine vorsorgliche Verabschiedung des Chefredaktors am 8. März war. Am 13. März begann seine sechsmonatige Auszeit.

«Grund dafür sind Hinweise und Meldungen, dass Christian Dorer gegen den Code of Conduct der Ringier AG verstossen haben soll. Im Raum stehen Vorwürfe von bevorzugter Behandlung einer bestimmten Mitarbeitenden-Gruppe und eine zu wenig klare Differenzierung von Privat und Geschäft», umschreibt Ringier am 8. März das angebliche Vergehen.

Und weiter: «Ringier wird diesen Meldungen und Beobachtungen nachgehen, sie lückenlos aufklären und aufarbeiten.»

Aber genau das hätte man vor Dorers Zwangsferien machen sollen. Heimgartner, die als absoluter Kontrollfreak bekannt ist, verheddert sich immer mehr.

Die ehemalige SRG-Frau kann sich auch nicht gegen Ringier-CEO Marc Walder durchsetzen, von dem sich Chefredaktor Christian Dorer gemeinsam mit der Redkation zurecht abgrenzte, nachdem Walder wegen seiner Standleitung nach Bern zu Bundesrat Alain Berset nicht nur ins Kreuzfeuer der Justiz geraten ist.

Die neusten Entwicklungen markieren den Tiefpunkt einer beispiellosen Karriere. Christian Dorer amtete seit 2017 als Chefredaktor der «Blick»-Gruppe. Für Blick-Verhältnisse eine fast biblische Lebensdauer.

Für Steffi Buchli hingegen bedeutet der heutige Tag eine Beförderung, wie sie in der Schweizer Medienszene nur selten vorkommt. Die frühere Sportjournalistin beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) tritt nun definitiv an die Spitze.

Sie verantwortet den Bereich «Content», der sich auf «relevante, attraktive und qualitativ hochwertige Inhalte» konzentrieren soll. Ihr offizieller Titel ist Chief Content Officer.

Gemeinsam mit Sandro Inguscio übernimmt sie die Führung des «Blick»-Newsroom. Ringier vermeidet den Ausdruck «Chefredaktor», sowohl bei Buchli als auch bei Inguscio.

Sandro Inguscio wird den Bereich «Distribution» übernehmen. In der Ringier-Sprache bedeutet dies «die Kuratierung, die Geschwindigkeit und das Volumen sowie die optimale Verbreitung der Inhalte».