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Dienstag
03.09.2002

Im Tauziehen um Leo Kirchs Springer-Anteile ist Ringier offenbar zum «Königskandidaten» aufgestiegen: Friede Springer soll mit Ringier über einen Kauf des 40%-Aktienpaket von Kirch verhandeln, berichten die beiden deutschen Blätter der «Tagesspiegel» und das «Handelsblatt» am Dienstag. Eine Einigung von Springer und Ringier käme aber auch dem Münchener Medienhändler Leo Kirch sehr gelegen, wie «Spiegel Online» schreibt. Nach Auskunft eines Kirch-Vertrauten verhandle der Medienmogul bereits selbst seit einigen Wochen mit Ringier. Ringier-Konzernsprecher Fridolin Luchsinger wollte Verhandlungen auf Anfrage von Klein Report weder bestätigen noch demeniteren: «Michael Ringier führt immer mal wieder Gespräche mit ausländischen Unternehmen.» Mit wem und worüber werde aber nicht bekannt gegeben.

Mit einer einstweiligen Verfügung des Landgerichts München, die heute ausgesprochen wurde, ist Ringier plötzlich zum Königskandidaten aufgestiegen: Die Verfügung bestimmt nämlich, dass ein Verkauf des Aktienpaketes der Zustimmung des Axel-Springer Verlags bedürfe. Sollte die einstweilige Verfügung im anschließenden Prozess bestätigt werden, wäre die «WAZ»-Gruppe als möglicher Kandidat aus dem Rennen und der Weg für Ringier als Kirch-Nachfolger offen, schreibt «Spiegel»: «Vom Sortiment her gesehen, würde das sogar ganz gut passen.»

Eine rasche Einigung zwischen Springer und Ringier scheint sich auch nicht abzuzeichnen, wie die deutschen Medien berichten: Michael Ringier verlange einen weitreichenden Einfluss in Europas grösstem Verlagshaus. Und er wolle einen Posten im Aufsichtsrat. Beides möchte ihm Friede Springer aber nicht zugestehen. Sollten sich die beide Seiten dennoch einig werden, wolle Ringier den Springer-Anteil von Kirch zusammen mit mehreren ausländischen Grossbanken erwerben.

Inzwischen kommen Zweifel über die Verwertbarkeit des 40%-igen Springer-Anteils auf. Einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» zufolge könnte das Hollywood-Studio Universal den Käufern des Aktienpakets einen Strich durch die Rechnung machen. Wegen unbezahlter Rechnungen aus Filmlieferverträgen in Höhe von 760 Mio Euro hat Universal rund 50 Firmen aus dem Kirch-Imperium in Los Angeles verklagt. Eine davon ist die Print Beteiligung, die den Springer-Anteil hält. Bekommt Universal recht, kann das Studio das Geld von der Print-Beteiligung einfordern.

Ein Verkauf des Aktienpakets bedarf der Zustimmung der Springer-Aktionärsmehrheit. Der Springer-Verlag habe eine einstweilige Verfügung vor dem Münchner Landgericht durchgesetzt, erklärte der Verlag am Dienstag. Damit müsse sich Kirch an die Namensvinkulierung des 40%-Aktienpakets von Springer halten. Einem Aktienverkauf über die Veräusserung der Kirch-Beteiligungsfirmen, welche die Anteile halten, sei ebenfalls «ein Riegel vorgeschoben worden». Alles zu Kirch-Springer im Archiv