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Donnerstag
27.09.2018

Medien / Publizistik

«Six to win», «Five to lead», «62W» & «52L»

«Six to win», «Five to lead», «62W» & «52L»

Der Medienkonzern ist bei all den Veränderungen und Transformationen, die er in den letzten zehn Jahren durchgemacht hat, auf der Suche nach Halt. Dabei klammert sich Ringier nun an ein neues Strategiepapier und an Führungsgrundsätze, die für Mitarbeiter und Management gedacht sind.

«Six to win» und «Five to lead» oder kurz «62W» und «52L», so heissen die beiden Papiere, in denen die Unternehmensstrategie von Ringier seit Neuestem festgehalten wird. «Es handelt sich nicht um eine völlig neue Strategie, sondern um die Definition und das Schärfen der bereits gelebten Strategie», erklärte CEO Marc Walder in der aktuellen Ausgabe des «Domo».

Walder sprach weiter von «Leitplanken», an denen sich alle Ringier-Mitarbeiter bei den stetigen Veränderungen orientieren könnten. «Führungskraft und Mitarbeiter sollten sich zukünftig immer fragen, ob ihre Entscheidungen die Corporate-Strategie unterstützen», lautete die klare Forderung des Chefs.

Weit weniger klar als das Statement von Marc Walder sind hingegen die vielen Worthülsen, die in den beiden Leitpapieren «62W» und «52L» nur spärlich mit Inhalten gefüllt werden. Erarbeitet wurden die Grundprinzipien an verschiedenen Workshops des Group Executive Board von Ringier. Zumindest auf den ersten Blick sind die Vorgaben und Ziele, die sich um Themen wie beispielsweise finanzielle Stabilität oder Kundenorientiertheit drehen, eher Banalitäten als ein grosser strategischer Wurf.

Laut «62W» sind folgende sechs Punkte zentral für die Strategie und DNA von Ringier: Man will «ein kundenorientiertes Unternehmen», «ein profitables und nachhaltiges Unternehmen», «Treiber der Digitalisierung», «ein agiles internationales Unternehmen», «Top-Arbeitgeber und Zentrum der Collaboration» und «ein unabhängiges Familienunternehmen» sein, heisst es.

Die Beschreibungen zu «62W» leuchten durchaus ein, ohne dabei besonders aussagekräftig zu sein. So finden sich Sätze wie: «Um diese Ziele zu erreichen, ist Print auch in Zukunft ein wertvoller Vertriebskanal, solange Print-Produkte von unseren Kunden ausreichend nachgefragt werden». Oder: «Wir wollen stabil und nachhaltig wirtschaften, um aus eigener Kraft in Innovationen und neue Geschäftsfelder investieren zu können.» Die Phrasen sind scheinbar logisch-schlüssig, bleiben aber zugleich sehr vage und dadurch unverbindlich.

Noch banaler ist «52L» gehalten, das im Wesentlichen aus fünf Schlagwörtern besteht: Fokus, Kommunikation, Entwicklung, Vertrauen und Unternehmertum. Die Verantwortung für die Umsetzung der markigen Worte, die auch aus einem Lehrbuch für Fussballtrainer stammen könnten, liege bei den Führungskräften und soll top-down erfolgen. Die Mustersätze lauten hier etwa «wir kommunizieren transparent und fördern die Zusammenarbeit» oder «wir zeigen gegenseitige Wertschätzung und übernehmen Verantwortung».

Marc Walder hat eine Erklärung für die Simplizität von Strategiepapier und Führungsgrundsätzen: «Die Mitarbeitenden in all unseren Firmen sollen `Six to win` und `Five to lead` verstehen. Und sich konkret fragen: Was heisst das für mich, für meinen Bereich oder mein Ressort, für mein Team, für mein Unternehmen?»