Content:

Sonntag
28.11.2021

Marketing / PR

Der FC Bayern München sitzt auf einem dicken Finanzpolster. Eine wachsende Fangruppe tut sich aber schwer mit der Herkunft des Sponsoring-Geldes...              (Bild: Qatar Airways)

Der FC Bayern München sitzt auf einem dicken Finanzpolster. Eine wachsende Fangruppe tut sich aber schwer mit der Herkunft des Sponsoring-Geldes... (Bild: Qatar Airways)

Am Mittwoch ist es in München zu einer «historischen Jahreshauptversammlung» beim FC Bayern München gekommen. Es herrschte spät nach Mitternacht eine nicht mehr kontrollierbare «Wutbrüllerei», wie nicht nur die «Bild»-Zeitung am Freitag berichtet.

Gemäss dem «Spox»-Liveticker von der Veranstaltung hat Ehrenpräsident Uli Hoeness den Audi Dome frustriert verlassen mit den Worten: «Das ist die schlimmste Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe!» Seine Rede wurde niedergeschrien, bevor er sie überhaupt beginnen konnte.

Auslöser der Tumulte: Eine Gruppe der stimmberechtigten Fans wollte das Sponsoring von Qatar Airways zur Diskussion stellen. Die lukrative Partnerschaft mit der Fluggesellschaft aus dem arabischen Raum bringt dem FC Bayern München rund 20 Millionen Euro pro Jahr ein. Ein schöner Betrag, angesichts des Corona-bedingten Rückgangs der Einnahmen von aktuell 50 Millionen pro Saison.

Der Vertrag mit Qatar Airways läuft noch bis 2023. Die Herkunft des Geldes missfällt aber einem Teil der Mitglieder und Fans schon jetzt «massiv». Es geht um Menschenrechte.

Vereinsmitglied Michael Ott, ein 28-jähriger Rechtsreferendar, wollte einen Antrag einbringen, um über das Qatar-Sponsoring abstimmen zu lassen. Er sieht beim Geld aus dem international kritisch beobachteten Wüstenstaat «die Verletzung der Werte des FC Bayern».

Mit 290'000 Mitgliedern ist der Fussballklub in München der grösste Sportverein der Welt. Über ihr Stimmrecht können Vereinsmitglieder auch über die grossen Geschäfte bestimmen. Trotzdem hatte der Verein den Antrag von Ott bis zur Hauptversammlung am vergangenen Mittwoch immer noch nicht zugelassen. «Bei Qatar hört das Recht auf Mitsprache auf», kommentiert die «Zeit».

Schliesslich trug Ott sein Anliegen in einem Spontanvotum vor. Von den Mitgliedern gab es für den Aufmüpfigen eine Standing Ovation.

Der Vorstand liess sich trotzdem nicht beeindrucken. Vizepräsident Dieter Mayer erklärte: «Wollen Sie, dass wir am Ende auch über Audi abstimmen oder ob wir im blau-weissen Trikot spielen?»

Danach kippte die Stimmung komplett, denn die Vereinsbosse tun sich mit dem Anliegen offensichtlich schwer.

Der neue Vereinsboss Oliver Kahn nahm bei seiner ersten Ansprache an die Mitglieder das Wort «Qatar» kein einziges Mal in den Mund. Der Ex-Nati-Torwart flüchtete sich in Phrasen: «Wir begrüssen das und teilen das, dieses immer stärker werdende Engagement der Fans, für gesellschaftliche Themen einzutreten.»

Man habe klare Kriterien, an denen man Partnerschaften ausrichte. «Es gibt Compliance-Anforderungen, die schauen wir uns genau an. So werden wir das auch mit Qatar Airways machen. Es gibt Dinge, wo wir uns weiterentwickeln müssen. Grundsätzlich ist der Dialog zu führen. Dialog ist besser als ausgrenzen und ausschliessen.»

Später wurde in einer anderen Abstimmung mit 639 zu 88 Stimmen beschlossen, dass sich der Klub in seiner Satzung zu allen internationalen Menschenrechten bekennen und sich für diese einsetzen soll.

Michael Ott sammelt jetzt Spendengelder, um eine Klage gegen das Vorgehen der Vereinsleitung einreichen zu können.

Der Klein Report meint: Für die erweiterte Fussballwelt könnten die Vorgänge in München ein Licht darauf werfen, was uns im kommenden WM-Jahr mit dem umstrittenen Austragungsort in Katar noch alles erwartet.