Eine Stunde Videostream ist so umweltfreundlich wie eine Stunde Autofahren. Rechnet man die Milliarden Likes und Suchanfragen zusammen, die täglich durch die Netzknoten rauschen, dann könnte man dafür viele Male über den Atlantik fliegen.
In der Endsumme verschlingen die grossen Rechenzentren heute 2,7 Prozent des Stroms in Europa. Und es ist keine gewagte Prognose, dass ihr Verbrauch mit der fortschreitenden Digitalisierung wachsen wird.
Einige der grossen IT–Konzerne, die nicht länger als Umweltsünder dastehen wollen, mussten darauf reagieren. Apple und Amazon haben gigantische Solar- und Windparks für ihre Rechenzentren gebaut oder ihre Server an den Polarkreis verlegt, um den gigantischen Energieaufwand für die Kühlung zu reduzieren.
Es gibt aber auch noch utopischere Möglichkeiten für eine umweltfreundliche IT-Welt. In der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» ist zu lesen, wie Volker Lindenstruth zu einem Pionier dieser Technik werden könnte. Der Physiker an der Universität Frankfurt hat bis jetzt nicht nur einige der sparsamsten Rechner der Welt gebaut.
Lindenstruth hat den Computer auch von innen her revolutioniert. Seine Pioniertat: Prozessoren werden durch Grafikkarten ersetzt. Die Inspiration dazu kommt aus der Spieleindustrie.
Bei der optischen Gestaltung dynamischer Spiellandschaften ist inzwischen eine Rechenkraft aufzubringen, die jeden Prozessor überfordert. Während der Prozessor mit einem Rechenwerk auskommen muss, verfügt die Grafikkarte über mehrere tausend Rechenwerke, die eine Aufgabe parallel abarbeiten können.
Volker Lindenstruth kam so auf die Idee, die Grafikkarte zur zentralen Recheneinheit zu machen. Einige Unternehmen wie Airbus haben sich diesem Schritt angeschlossen. Auch Jülich als das grösste Forschungszentrum Europas mit 5‘800 Mitarbeitenden, das über zwei der schnellsten Rechner der Welt verfügt, plant bereichsweise den Wechsel zur Grafikkarte.
Insgesamt gehe der Umbau aber nur langsam voran, was Lindenstruth auf den damit verbundenen Programmieraufwand zurückführt. Jeder Algorithmus muss umgeschrieben werden.
Aber der Klein Report meint: Das ist immer noch weniger aufwändig, als die gesamte Evolution unseres Planeten für die Natur der Zukunft neu schreiben zu müssen.