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Sonntag
11.02.2024

Medien / Publizistik

Gratis-Exemplare am HB Zürich... (Bild: Beni Frenkel)

Gratis-Exemplare am HB Zürich... (Bild: Beni Frenkel)

Wenn es kritisch wird, muss das beste Pferd raus. Die vielfach preisgekrönte «Republik»-Journalistin Adrienne Fichter wandte sich vor ein paar Wochen direkt an die Leserinnen und Leser: «Der Investigativ-Journalismus ist unter Beschuss (…). Mit Ihrer Unterstützung können wir das tun. Kommen Sie an Bord?»

In den letzten Monaten ist die Ellbogenfreiheit an Deck allerdings grösser geworden. Das Onlinemagazin «Republik» verliert seit Monaten Abonnentinnen und Abonnenten. Vor einem Jahr galt die Zahl 33’000 als Ziel, heute liegt die Abozahl bei 27’360. Tendenz sinkend.

Nebst den ökonomischen Zahlen enttäuscht das Magazin auch publizistisch. In früheren Jahren mischten die «Republik»-Journalistinnen und -Journalisten das Land auf. Berichte um die ETH, die Kita-Kette Globegarden oder eine mehrteilige Reportage in den USA heimsten Aufmerksamkeit ein.

Heute gilt das böse Wort von Kurt W. Zimmermann: «Man kann die ‚Republik‘ vom Montag auch am Samstag lesen und man hat trotzdem nichts verpasst.»

Auch das andere Magazin, das vor ein paar Jahren mit viel Brimborium gestartet ist, kämpft um die Lesergunst. Es handelt sich um den Nebelspalter von Markus Somm, der viel Geld in den Online-Auftritt pumpt und sich gegen die Gleichgültigkeit des Publikums zu wehren versucht.

So wurden letzten Dienstag Gratis-Exemplare des Nebelspalters im Hauptbahnhof Zürich verteilt. Vier junge Menschen verschenkten die Februar-Ausgabe. Im Blatt enthalten waren gleich fünf ältere Artikel von Markus Somm (einer ursprünglich in der «SonntagsZeitung» erschienen) und viele Zeichnungen aus dem Archiv.

Was die beiden Magazine eint, ist ihr Trotz. Mögen sich die Leserinnen und Leser von ihnen abwenden, man ist trotzdem der und die Beste. Die «Republik» rettet die Demokratie der Schweiz und der Nebelspalter, schreibt Somm im Editorial, ist eine «Tablette gegen dummes Geschwätz, als Protein für Hösis». Vielleicht wird sein Heft bald ärztlich verschrieben.