Regelmässig informieren, das ist eine der goldenen Regeln im Krisenmanagement. Die «Republik» kann mittlerweile Krise, das hat sie mehrfach bewiesen.
Im jüngsten Skandal um die mutmasslichen sexuellen Übergriffen innerhalb der Redaktion vergeht kaum eine Woche, ohne dass die Öffentlichkeit nicht über neue Massnahmen informiert wird.
Am 1. September zeigte sich die Geschäftsleitung und Chefredaktion von den Enthüllungen «erschüttert». Fünf Tage später meldete sich auch der Verwaltungsrat zu Wort und kündigte an, eine Untersuchung einzuleiten.
Und am Donnerstag wieder eine Wasserstandsmeldung. Wieder vom Verwaltungsrat. Eine Meldeplattform soll eingerichtet werden. «Sicher und anonym», als ob dies nicht sebstverständlich ist.
Ausserdem werde der Anstellungsprozess der beschuldigten Person untersucht. Damit beauftragt wurden die Rechtsanwältin Helke Drenckhan und der Wirtschaftskriminalist Lukas Fischer.
Auch die «Analyse des Prozesses nach der Meldung an die Geschäftsführung» wird aufgearbeitet, und zwar durch die Rechtsanwältin Regula Mullis Tönz.
Trödeln gilt nicht. Der Verwaltungsrat will bald wieder kommunizieren und informieren. «Erste Ergebnisse (…) werden vom Verwaltungsrat auf Ende September erwartet.» Und die sichere und anonyme Meldestelle wird nicht bis zur nächsten Kernschmelze aufrecht erhalten. Nur bis zum 28. September können dort aktuelle und ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Erlebnisse schildern.
Nach dem monatelangem Nichtstun überrascht die ausgebrochene Hektik. Dass es dem Verwaltungsrat, der Geschäftsleitung und der Chefredaktion ernst ist, kann nicht bezweifelt werden. Das Gegenteil von Nichtstun ist aber nicht unbedingt ein Subito-Verfahren, sondern eine adäquate und forsche Aufarbeitung. Das darf ruhig ein paar Wochen in Anspruch nehmen.