Strafverfolgung, wirtschaftliche Druckmittel und Behördenschikanen machen regierungskritischen Medien in Algerien das Leben schwer: Hinter einer Fassade der Medienvielfalt versteckt sich die Repression kritischer Stimmen, wie Reporter ohne Grenzen (ROG) im Vorfeld der Parlamentswahlen im Frühjahr festhält.
Obwohl die neue Verfassung aus dem vergangenen Jahr sowie das Mediengesetz von 2012 Haftstrafen für Pressevergehen verbieten, werden immer wieder Journalistinnen und Journalisten unter Anwendung des Strafrechts inhaftiert.
Medienschaffende wurden wiederholt für Delikte wie Beleidigung staatlicher Institutionen, Anstachelung von Unruhen oder Veröffentlichungen gegen die nationalen Interessen zur Rechenschaft gezogen: Am 28. November wurde Hassan Bouras zu einer einjährigen Freiheitsstrafe verurteilt, weil er drei Video-Interviews veröffentlichte, in denen er der Polizei und der Justiz Korruption und Unterschlagung vorwirft.
Der algerisch-britische Journalist Mohamed Tamalt wurde ebenfalls zu zwei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, weil er mit Veröffentlichungen auf seiner Facebook-Seite Präsident Abdelaziz Bouteflika beleidigt haben soll. Danach trat Tamalt in den Hungerstreik und verstarb am 11. Dezember, weshalb seine Familie nun Einsicht in seine Krankenakte verlangt.
Dank einer Reform aus dem Jahr 2012 ist der Rundfunksektor zwar für private Medien geöffnet, viele der seither gegründeten Sender haben jedoch bis heute keine Lizenz erhalten. Die rund 150 Printmedien verzichten weitgehend auf kritische Berichte, um keine Werbeanzeigen zu verlieren, während in den staatlichen Medien die Opposition kaum zu Wort kommt.
Die Zeitungen El Watan und El Khabar erhalten seit den 1990er-Jahren gezielt keine Werbeanzeigen von staatlichen Institutionen, da sie regierungskritisch sind. Zudem ist ein Grossteil der gedruckten Presse auf die staatlichen Druckereien angewiesen, was der Regierung ein weiteres Kontrollmittel zur Verfügung stellt.