Reporter ohne Grenzen (ROG) berichtet von unschönen Szenen in Ägypten: Die Repressalien gegen Journalisten seien unmittelbar vor der seit Montag laufenden Präsidentschaftswahl nochmals eskaliert.
«Das ägyptische Regime kennt kaum noch Grenzen, wenn es darum geht, freie Berichterstattung zu verhindern», lässt sich Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, in einer Mitteilung vom Montag zitieren.
Gemäss dem Kommuniqué drohen Präsident Abdelfattah al-Sisi und die Justiz den Kritikern in Medien und sozialen Netzwerken «immer unverhohlener» mit Verfolgung. Wie «The Times» am Samstag bekannt machte, wurde deren Korrespondentin Bel Trew schon Ende Februar bei Recherchen zum Thema Migration festgenommen und unter Androhung eines Militärprozesses zur Ausreise gedrängt. Man habe ihr mit der Festnahme gedroht, würde sie erneut einreisen.
Sie wäre nicht die erste Journalistin, die in Ägypten hinter Gittern sitzt: Laut Reporter ohne Grenzen sind dort im Moment mindestens 26 Journalisten inhaftiert. Ihre Verhaftung stehe jeweils in direktem Zusammenhang mit ihrer Berichterstattung.
Dem Fotojournalisten Mahmud Abu Seid, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Shawkan, droht gar die Todesstrafe. Die Staatsanwaltschaft hat diese Anfang Monat gefordert. Shawkan, der bereits seit 2013 im Gefängnis sitzt, muss nun einen politischen Massenprozess über sich ergehen lassen.
Wie ROG betont, gehört Medienzensur in Ägypten mittlerweile zum Alltag. Etwa 500 Webseiten seien gesperrt, darunter auch die internationalen und deutschen Seiten der Journalistenorganisation. Sie rangiert das nordafrikanische Land punkto Pressefreiheit auf Platz 161 von 180.
Christian Mihr findet in der Mitteilung klare Worte: «Regierung und Justiz in Ägypten müssen endlich aufhören, unabhängige Medien als Feinde oder Verräter zu behandeln. Alle willkürlich inhaftierten Journalisten in Ägypten müssen sofort freigelassen werden.»