Reporter ohne Grenzen (ROG) hat die mexikanische Reporterin Sanjuana Martinez als Journalistin des Jahres 2014 ausgezeichnet. Martinez berichtet seit Jahren als freiberufliche Journalistin für die Tageszeitung «La Jornada» über sexuelle Übergriffe auf Frauen und Kinder sowie seit 18 Jahren für das auf gesellschaftspolitische Hintergrundberichte spezialisierte Magazin «Proceso».
Martinez erhielt nach der Veröffentlichung eines Buches im Jahr 2006, das mehrere Fälle sexuellen Missbrauchs durch katholische Priester aufdeckte, zahlreiche Todesdrohungen und wurde gemäss ROG für 24 Stunden unrechtmässig festgehalten. «Eine Anordnung, die offenbar ein Racheakt des zuständigen Richters war», so ROG.
Als Medium des Jahres 2014 zeichnet ROG die 2005 gegründete liberianische Tageszeitung «Frontpage Africa» aus. Das Blatt habe in den vergangenen Jahren einen hervorragenden Ruf erworben. «In investigativen Artikeln haben die Redaktoren mehrere Fälle von Korruption und Nepotismus in Liberias politischer Elite aufgedeckt», so ROG.
Die dritte Auszeichnung, der Netizen-Preis 2014, ging an den saudi-arabischen Informationsaktivisten Raef Badawi. Er ist Mitbegründer der Diskussionswebseite Liberal Saudi Network, die sich bei ihrer Gründung als Forum für politische und religiöse Debatten in Saudi-Arabien verstand.
Im vergangenen Jahr wurde Badawi zunächst zu sieben Jahren Haft und 600 Peitschenhieben wegen Verbreitung liberalen Gedankenguts verurteilt. Die Webseite Liberal Saudi Network musste schliessen.
Eine weitere Anklage erhob im Frühjahr die Staatsanwaltschaft wegen angeblicher Gotteslästerung. Badawi wurde erneut verurteilt: dieses Mal zu zehn Jahren Haft, 1000 Peitschenhieben und einer Geldstrafe in Höhe von umgerechnet 200 000 Euro. Ein Berufungsgericht bestätigte das Urteil vor wenigen Wochen.