Reporter ohne Grenzen (ROG) ist bestürzt über den brutalen Angriff auf den russischen Zeitungsjournalisten Oleg Kaschin in der Nacht auf den 6. November in Moskau. Unbekannte Täter schlugen den Mitarbeiter der Moskauer Tageszeitung «Kommersant» vor seiner Wohnung in der Innenstadt zusammen. Mit gebrochenen Beinen, Fingern und einem gebrochenen Kiefer sowie einer Gehirnerschütterung wurde Kaschin ins Krankenhaus eingeliefert und nach einer Notoperation in künstliches Koma versetzt, wie die Reporter-Organisation am Montag mitteilte.
Präsident Dmitri Medwedjew verlangte von den Justizbehörden, die Täter zu finden und zu bestrafen. Der Präsident müsse nun dafür Sorge tragen, dass auf seine Forderung auch Handlungen folgen, erklärte ROG-Generalsekretär Jean-François Julliard. «Wir appellieren an die Behörden, alle nötigen Voraussetzungen dafür zu schaffen, damit die Polizei und die ermittelnden Justizbehörden in der Lage sind, unabhängig zu arbeiten.»
Einem Augenzeugen zufolge handelte es sich bei dem Überfall auf Kaschin um eine geplante Tat. Zwei Männer hätten vor dem Appartmenthaus, in dem Kaschin wohnt, auf den Journalisten gewartet. Die Täter hätten den Journalisten niedergeschlagen, ohne dem Opfer Geld, Dokumente oder andere Wertsachen zu entwenden. Die Moskauer Staatsanwaltschaft kündigte inzwischen an, Ermittlungen wegen versuchten Mordes einzuleiten.
Der Chefredakteur des «Kommersant», Michail Michailin, sieht einen klaren Zusammenhang zwischen dem Überfall und Kaschins journalistischer Tätigkeit. In vielen seiner Artikel widmete sich Kaschin oppositionellen Gruppierungen wie der Jugendorganisation Oborona und der Nationalbolschewistischen Partei (NBP) und recherchierte zu dem Kreml nahestehenden Jugendbewegungen wie Naschi und Molodaja Gwardia. Jüngst berichtete er auch über den Protest gegen die umstrittene Rodung eines Waldstücks im Moskauer Vorort Chimki.




