Die Journalistenorganisation «Reporter ohne Grenzen» (ROG) hat zusammen mit der mexikanischen Nichtregierungsorganisation Cencos Ergebnisse vorgestellt, die wenig ermutigend sind: Mexikos Medien werden weitgehend von einigen der reichsten Unternehmen der Welt kontrolliert.
Zudem werden viele Journalisten so schlecht bezahlt, dass sie kaum von ihrer Arbeit leben können und umso schutzloser gegen Druck von allen Seiten sind.
Die ungezügelte Konzentration von Medienmacht in den Händen weniger Unternehmer und Politiker ist auch eine Folge fehlgeschlagener staatlicher Regulierung. «Nur wer um die Interessenverstrickungen der Eigentümer weiss, versteht das Verhalten vieler mexikanischer Medien, die ihre Beziehungen zu den politischen Eliten verschweigen und ihre redaktionelle Linie oft danach richten, wie viel Geld sie aus staatlichen Werbebudgets bekommen», sagte Cencos-Geschäftsführerin Ixchel Cisnero. «Das Publikum muss diese Besitzverhältnisse kennen, damit es bewusst entscheiden kann, aus welchen Nachrichtenquellen es sich informieren will.»
Es sei ein Skandal, dass eine wirtschaftlich so erfolgreiche Medienindustrie nicht im Stande ist, die Sicherheit ihrer Journalisten zu gewährleisten, monierte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. Er sagte dies auch im Hinblick auf den jüngsten Mordfall, die Tötung des Online-Journalisten Leobardo Vàzquez Atzin am Mittwoch im Bundesstaat Veracruz. «Die staatliche Regierung ist auf dem mexikanischen Medienmarkt bislang völlig erfolglos geblieben. Deshalb besteht dringender politischer Reformbedarf.»
Die viermonatige Untersuchung ist Teil des weltweiten ROG-Projekts Media Ownership Monitor und zielt darauf, Transparenz über die Besitzer der wichtigsten Nachrichtenmedien zu schaffen sowie deren wirtschaftliche und politische Verbindungen und Interessen offenzulegen. Im Einzelnen hat das Projekt in Mexiko die 42 reichweitenstärksten landesweiten Nachrichtenmedien untersucht, darunter acht Fernseh- und elf Radiosender, zehn Printmedien und 13 Onlineportale.
Der Media Ownership Monitor ist ein internationales Projekt von Reporter ohne Grenzen, das mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung umgesetzt wird. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen wurde er erstmals 2015 in Kolumbien und Kambodscha durchgeführt.
MOM-Ergebnisse liegen ausserdem aus Tunesien, der Türkei, der Ukraine, Peru, den Philippinen, der Mongolei, Serbien, Ghana, Brasilien, Marokko und Albanien vor. Als nächste Projektländer sind Sri Lanka, Pakistan, der Libanon, Tansania und Ägypten vorgesehen.