Auf harsche Kritik stösst bei Reporter ohne Grenzen (ROG) das Verbot der kubanischen Regierung, den Journalisten und Dissidenten Guillermo Fariñas Hernández zur Verleihung des Sacharow-Preises nach Europa reisen zu lassen. Mit dem jüngsten Reiseverbot demonstriere die kubanische Regierung ein weiteres Mal ihre «geringe Bereitschaft, gegenüber Oppositionellen Zugeständnisse zu machen», teilte Reporter ohne Grenzen am Mittwoch mit. Fariñas gehört zu den bekanntesten kubanischen Oppositionellen und ist Gründer der unabhängigen Presseagentur Cubanacán Press. Die Ehrung des Dissidenten sieht der Journalisten-Verband als ein wichtiges Symbol für den mutigen Einsatz von kubanischen Menschenrechtsaktivisten und Journalisten für Demokratie sowie Presse- und Meinungsfreiheit.
Fariñas selbst betrachtet den Preis «als Botschaft der Versöhnung». Die Auszeichnung ermutige ihn, die friedliche Rebellion in seinem Land weiter voranzutreiben. «Vollständige Demokratie auf Kuba, Menschenrechte für alle, selbst für diejenigen, die heute noch unsere Unterdrücker sind», sagte der 48-Jährige, der in der Stadt Santa Clara im Zentrum der Insel, östlich von Havanna, lebt.
Der ehemalige Soldat begann sich in den 1990er-Jahren in der Opposition zu engagieren. Im Jahr 2003 gründete der studierte Journalist und Psychologe die Nachrichtenagentur Cubanacán Press, um die Verbreitung unabhängiger Nachrichten zu fördern. Er informierte auch ausländische Medien über Menschenrechtsverletzungen auf Kuba und berichtete unter anderem über die Einschüchterung und Verfolgung unabhängiger Reporter. Der Aktivist setzte sich zudem für einen unbeschränkten Zugang zum Internet ein. 2006 erhielt er dafür den «ROG-Preis für Internetfreiheit».
Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, nahm Fariñas zahlreiche Hungerstreiks auf sich. In einen längeren Hungerstreik trat er in diesem Jahr nach dem Tod des Dissidenten Orlando Zapata Tamayo im Gefängnis. Fariñas hat es immer abgelehnt, Kuba auf Dauer zu verlassen.
Auch derzeit inhaftierte Journalisten lehnen es ab, ihre Heimat ohne Rückkehrerlaubnis zu verlassen. Aus diesem Grund verweigert die kubanische Regierung die Freilassung der Journalisten Pedro Argüelles Morán, Héctor Maseda Gutiérrez und Iván Hernández Carrillo. Reporter ohne Grenzen beharrt auf dem bedingungslosen Recht der politischen Gefangenen, nach deren Entlassung in ihrem eigenen Land frei zu leben.
Auf der aktuellen ROG-Rangliste der Pressefreiheit steht Kuba auf Platz 166 von insgesamt 178 Staaten. Noch mindestens vier Journalisten sind derzeit in dem mittelamerikanischen Land inhaftiert.




