Nach Informationen des Onlineportals Übermedien soll ein Reporter, der über zwei Jahrzehnte lang für den Deutschlandfunk aus dem europäischen Ausland berichtet hat, Material und Original-Töne (O-Töne) verwendet haben, die aus anderen Medien stammten.
Er habe mit atmosphärischen Elementen in seinen vermeintlichen Reportagen den Eindruck erweckt, als sei er persönlich vor Ort gewesen. Was er aber nicht war.
Sowohl Deutschlandradio als auch der Journalist räumen auf Anfrage von Übermedien den Sachverhalt ein.
Man habe die Beiträge geprüft und gehe davon aus, dass die Fakten stimmten, auch die O-Töne seien nicht mittels Stimmsynthese verfälscht worden, schreibt Deutschlandradio. Aber der Reporter habe die Redaktion im Unklaren gelassen, wie seine Beiträge zustande gekommen seien.
Der Journalist seinerseits führt persönliche Gründe an, weshalb er seinen Wohnort für Reportage-Reisen nicht habe verlassen können. Er habe aus einer persönlichen Notlage heraus gehandelt, was aber nichts entschuldige, wie er selber sagt.
«Der Fall ist kein zweiter Relotius», betont Deutschlandfunk-Chefredakteurin Birigit Wentzien. Damit spricht sie die über Jahre im «Spiegel» und anderen Medien publizierten gefälschten Reportagen von Claas Relotius an.
Auch Sandra Müller, die für den SWR und die ARD aus Tübingen berichtet und Fachkonferenzen für Journalisten organisiert, sagt, es sei «keine komplette Fälschung, aber doch ein Betrug an den Hörer/-innen, weil ihnen etwas vorgegaukelt wird, was so nicht stattgefunden hat».