Mit seiner in der «Weltwoche» kommunizierten Abkehr vom Bio-Label hat der Bündner Bergbauer Renzo Blumenthal (47) in ein Wespennest gestochen. Seit rund einem Monat steht der frühere Mister Schweiz fast permanent in den Schlagzeilen.
Dabei hat er nur gesagt, was viele denken. Der Klein Report hat beim Landwirt nachgefragt.
Anfang Juni machten Sie in der «Weltwoche» publik, dass Sie auf Ihrem Bauernhof in Vella nicht mehr unter dem Bio-Label produzieren – weil die Richtlinien zu aufwendig und die Kosten zu hoch sind. Waren Sie überrascht über die Reaktionen?
Renzo Blumenthal: «Ja, total. Der Beitrag wurde praktisch von allen Medien aufgenommen. Die ‚Sonntags-Zeitung’ kam sogar für eine eigene Reportage zu uns hoch. Ich habe Dutzende von Leserbriefen und Mails erhalten.»
Wie war die Resonanz?
Blumenthal: «Grösstenteils positiv. Die meisten Leute fanden es gut, dass jemand hinsteht und offen darüber spricht. In breiten Kreisen ist gar nicht bekannt, welche Auflagen und welche Bürokratie mit dem Bio-Label verbunden sind.»
Gab es auch kritische Stimmen?
Renzo Blumenthal: «Ja, zwei, drei. In einem Schreiben wurde ich für mein Statement zum Klimawandel kritisiert – weil ich sagte, dass dieser uns Bergbauern in gewissem Sinne zugutekommt. Dank den gestiegenen Temperaturen können wir auch in höheren Lagen Mais anbauen. Und dank der früheren Vegetation wächst alles schneller und früher. Die Grundfutterlage ist verbessert. Aber was soll ich anderes sagen? Ich muss mit den Bedingungen leben, die mir die Natur vorgibt. Das heisst nicht, dass ich die Klimaveränderung gut finde.»
Offensichtlich haben Sie mit Ihrem klaren Statement zum Bio-Label in ein Wespennest gestochen…
Blumenthal: «…ich staune selber – auch, dass dies erst jetzt zum Thema wird. Seien wir ehrlich: Der ganze Bio-Hype ist eine grosse Geldmacherei. Als ich noch unter diesem Label verkaufte, musste ich bei jeder Flasche Renzo-Bier eine Lizenzgebühr entrichten.»
Was hat sich verändert, seit Sie dieses Label nicht mehr verwenden dürfen?
Renzo Blumenthal: «Nichts. Ich verkaufe gleich gut – und arbeite gleich. Ich bin von der Natur, dem Klima und dem Wetter abhängig. Und die Natur gibt einem klar zu verstehen, wenn etwas nicht mehr stimmt.»
Wie sehr waren Sie von den Unwettern betroffen?
Blumenthal: «Wir hatten Hagelschäden zu beklagen. Und wegen dem dauerhaften Regenwetter sind wir mit dem Heuen im Verzug. Wir sollten momentan das Gras eigentlich auf 1600 Metern über Meer mähen, aber stecken noch immer auf 1200 Metern fest. Das ist obermühsam. Aber im Vergleich zu dem, was wir aus anderen Gegenden sehen, ist unsere Situation nicht der Rede wert.»