Der Reporter Juan Moreno, der die Fälschungen von Claas Relotius aufdeckte, kritisiert in der neuen «Zeit» seine damaligen Vorgesetzten beim «Spiegel». Sie hätten seine Hinweise zunächst nicht ernst genommen.
«Ich war verzweifelt, weil ich das Gefühl hatte, die wollen nicht hören, was ich sage», sagt er in dem Interview mit der deutschen Wochenzeitung. «Ich hatte das Gefühl, die behandeln mich wie jemanden, der aus Neid Zwietracht säen will.»
Wenn der «Spiegel» versucht hätte, irgendetwas unter den Teppich zu wischen, wäre er mit seiner Relotius-Enthüllung zu einem Konkurrenzblatt gegangen, so Juan Moreno weiter.
Er habe nach dem Skandal auch darüber nachgedacht, den «Spiegel» zu verlassen. Dass er doch geblieben sei, habe auch damit zu tun, dass das Hamburger Nachrichtenmagazin seinen eigenen Untersuchungsbericht über den Fälschungsskandal öffentlich gemacht habe.
Der Ende Mai publizierte Bericht zeichnete ein «verheerendes Bild», deutliche Warnsignale seien von den Verantwortlichen übersehen worden.
Juan Moreno schreibt seit zehn Jahren als freier Mitarbeiter für den «Spiegel». Seine Sicht auf das «System Relotius» erscheint nächste Woche in Buchform.