Marcel Reich-Ranicki hat den Suhrkamp-Verlag aufgefordert, den umstrittenen neuen Roman von Martin Walser nicht zu veröffentlichen. Zugleich bekräftigte Reich-Ranicki seine Kritik an dem Buch. Er warf Walser deutliche antisemitische Tendenzen vor. Die Debatte um das Buch mit dem Titel «Tod eines Kritikers» war entbrannt, nachdem der Mitherausgeber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ), Frank Schirrmacher, in einem offenen Brief den Vorabdruck des Romans in seiner Zeitung abgelehnt hatte. Der Literaturkritiker Reich-Ranicki war lange Jahre Mitarbeiter der FAZ. Reich-Ranicki sagte gegenüber «Focus»: «Der Verlag Benjamins, Adornos, Blochs, Celans darf ein solches Buch nicht verlegen.» Den Vorwurf antisemitischer Tendenzen (Reich-Ranicki) wies Suhrkamp-Verlagsleiter Günter Berg als «absurd» zurück. Eine Sprecherin des Verlages in Frankfurt sagte am Samstag der DPA, der Verlag nehme die Reaktionen der Medien zur Kenntnis. Eine Entscheidung, wie mit dem Manuskript von Walser weiter verfahren werde, könne nicht vor Montagnachmittag fallen. Martin Walser verteidigte erneut seinen Roman. Dass der FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher «mein Buch so einengt, nenne ich - Rufmord klingt ein bisschen gross - jedenfalls eine infame Machtausübung», erklälrte Martin Walser gegenüber «Focus». Was bisher geschah: Literatenstreit um neues Walser-Buch und FAZ: Walsers neuer Roman ist «Dokument des Hasses»
Samstag
01.06.2002