Christof Moser klagt an. In Zürich gäbe es ein Medium, schreibt er auf LinkedIn, in dem gemobbt werde, wo eine tödliche Mischung aus Inkompetenz und Fehlentscheidungen herrsche und jeder diffamiert werde, der den falschen Kurs kritisiere.
Himmel, da will niemand arbeiten! Christof Moser anscheinend schon. Der Mitgründer der «Republik» arbeitet seit eineinhalb Jahren im oberen Kader in der Stabsstelle Chefredaktion.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Moser über seine Arbeit beklagt. Schlechtes Management werde durch schlechtes Management ersetzt, schrieb er vor fünf Monaten auf Englisch. Und orakelte: «Es geht weiter und weiter und weiter. Und es wird nie aufhören. Bis der Schaden angerichtet ist.»
Trotz dieser 1-Sterne-Bewertung will Moser an seinem Job festhalten. Er soll in Berlin arbeiten, heisst es aus seinem Umfeld. Weg von der toxischen Redaktion. Und welchen Job hat der frühere Chefredaktor momentan inne?
Er sei «Redigator», antwortet Katharina Hemmer, die Co-Geschäftsführerin, auf Anfrage des Klein Reports. Das heisst, viele Texte gehen über seinen Schreibtisch. Ob Moser beim Durchlesen der Artikel innerlich jubelt, ist nicht bekannt. In seinem Twitter-Account empfiehlt er seit längerer Zeit zwar Texte anderer Medien – nur nicht die von der «Republik».
Eine andere Frage lautet: Braucht die «Republik» einen Redigator? Die Crew beschäftigt mehrere Lektoren und eine Chefin vom Dienst. Es fummeln eigentlich schon genug Leute an den zwei bis drei Texten pro Tag. Und wie sehr ein Redigator die Demokratie rettet, ist nicht bekannt. Er streicht vor allem Adjektive durch. Moser ist der einzige bekannte Redigator in der Schweiz. Auch den Terminator gab es nur einmal. Und der hatte auch immer schlechte Laune.
Das Magazin will trotzdem an seinem verbitterten Mitarbeiter festhalten, zumindest vorerst: «Christof Moser ist aktuell weiterhin bei uns angestellt.», erklärt Katharina Hemmer gegenüber dem Klein Report. Das Wort «aktuell» lässt Spielraum offen.
Die «Republik» steht vor entscheidenden Wochen. Die Wachstumsstrategie hat nicht verfangen. Statt den angepeilten Mitgliedschaften von 33’000 liegt man heute bei 29’700. Das Magazin muss eine Million sparen, mehrere Mitarbeiter entlassen und dann ist da noch die Geschichte um die Schenkungssteuer, die ebenfalls viel Geld kosten wird.
Die «Republik» kann eigentlich Krisen. In den vergangenen Jahren gab es genügend Probleme. Und eigentlich sind knapp 30’000 Mitgliedschaften ein Erfolg.
Was neu ist, ist das totale Zerwürfnis innerhalb der Redaktion, der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats. Die Folge: Jeder wurstelt vor sich hin.
Das beste Beispiel der Kakofonie ist der Verwaltungsrat, der sich von fünf auf drei und dann auf zwei dezimiert hat. Bald soll er ganz abgelöst werden, wer ihm folgt, ist ungewiss. Roger de Weck ist schon mal weg. Vergeblich pochte er auf Sparmassnahmen. Er sah die teuren Investitionen kritisch.
Dass der Redigator Christof Moser seit eineinhalb Jahren auf der Payroll steht, muss de Weck sicher sauer aufgestossen sein. In dieser Zeit schrieb Moser keinen einzigen Text für die «Republik». Und wie gut er aus Berlin mit seinen Formulierungsideen durchdrang, muss nicht beantwortet werden.
So gesehen ist die Personalie Moser symptomatisch für die Probleme der «Republik». Aus einer spannenden Idee und brillanten Texten entstand ein aufgeblähter Apparat, in dem jeder dem anderen die Augen auskratzt.