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Dienstag
17.06.2014

Medien / Publizistik

Junge Journalisten Schweiz greift für den Nachwuchs in die Tasche. Der Verein hat einen Fonds gegründet, mit dem jungen Kolleginnen und Kollegen aufwendige Recherchen finanziert werden können.

«Für das Jahr 2014 haben wir 20 000 Franken vorgesehen», sagte Matthias Strasser, Projektleiter von «Vade, Vide, Scribe!» gegenüber dem Klein Report. Das Geld kommt aus dem ordentlichen Budget der Jungen Journalisten Schweiz. Ziel sei es, jungen und noch nicht so erfahrenen Kollegen weitere Erfahrungen und Referenzen zu ermöglichen.

«Vade, Vide, Scribe!» übernimmt die Spesen für die Recherche im In- oder Ausland und hilft den Jungjournalisten, ihren Beitrag in einem Medium unterzubringen. «Der Abnehmer bezahlt die Spesen, die wir vorgeschossen haben und ein Honorar. Die Spesen zahlen die Medienschaffenden uns dann zurück, das Honorar dürfen sie behalten», erklärte Strasser das Prinzip des Recherchefonds. Spesen, die «Vade, Vide, Scribe!» bezahlt hat und wieder rückerstattet bekam, stünden wieder für eine andere Idee zur Verfügung.

Mit diesem Konzept übernimmt der Verein Junge Journalisten Schweiz das Risiko, das Verlage eingehen, wenn sie Aufträge an Nachwuchsjournalisten geben. «Wenn ein junger, nicht sehr erfahrener Medienschaffender für eine Recherche ins Ausland will und vielleicht noch ein schwieriges Thema wählt, zögern viele Verlage - verständlicherweise, denn sie wissen nicht, ob sich die Investition lohnt», sagte Strasser.

Hier springen die Jungen Journalisten Schweiz ein - und werden finanziell mit grosser Wahrscheinlichkeit rückwärts machen. Strasser ist sich dessen bewusst. «Doch wir sprechen dieses Geld gerne, weil wir wissen, dass es der Ausbildung junger Medienschaffender dient. Es ist also gut investiert.»

Bevor ein Jungjournalist allerdings Geld erhält, muss er einen Antrag stellen. Dieser wird dann von einer elfköpfigen Jury beurteilt. Zur Jury gehören beispielsweise NZZ-Bundeshauskorrespondent Christof Forster, der Leiter des Recherchedesks bei der «SonntagsZeitung», Martin Stoll, oder die beiden MAZ-Studienleiter Alexandra Stark und Dominique Strebel.

«Hauptkriterien für die Jury sind Marktchancen des Beitrags, journalistische Relevanz, Originalität oder auch der Gesamteindruck des Antrags», sagte Projektleiter Matthias Strasser.

Man habe bewusst weder ein Minimum noch ein Maximum festgelegt, das an Spesenentschädigungen übernommen werde. Doch der Aufwand und die rund zweiwöchige Wartezeit für ein Gesuch würden wohl verhindern, dass die Jury über allzu geringe Beträge zu entscheiden hätte.

Die Obergrenze ergebe sich durch den angemessenen Aufwand ebenfalls automatisch. Einen Durchschnittsbetrag, der für die Recherchen bezahlt werde, wollte Strasser gegenüber dem Klein Report nicht nennen. «Die Beträge werden von Recherche zu Recherche variieren und bemessen sich danach, was die Verlage für entsprechende Geschichten zu zahlen bereit sind», meinte er.