«Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe», soll Winston Churchill einmal gesagt haben.
Forscher bezweifeln, dass es tatsächlich der britische Premierminister war, der diesen Klassiker aus den Zitat-Sammlungen geprägt hat. Auch Joseph Goebbels wird die Ehre des Urhebers ebenso zu- wie abgesprochen.
Seit diesem Samstag gibt es aber einen neuen Kandidaten. Er heisst Recep Tayyip Erdoğan. Inmitten der seit Wochen anhaltenden Debatte über den rasanten Anstieg der Inflationsrate in der Türkei hat der Präsident den Leiter der nationalen Statistikbehörde entlassen. Sait Erdal Dinçer muss gehen, weil er gezeigt hat, dass die Inflationsrate gegenüber dem Vorjahr um gut 36 Prozent zugenommen hat.
Erdoğan warf Dinçer Berichten zufolge vor, das Ausmass der wirtschaftlichen Krise in der Türkei übertrieben dargestellt zu haben. Dieser rechtfertigte die von ihm angegebenen Zahlen zur Inflation. «Ich habe eine Verantwortung gegenüber 84 Millionen Menschen», sagte der entlassene Chef der Statistikbehörde der Wirtschaftszeitung «Dünya».
Es sei nicht möglich, andere Inflationszahlen zu veröffentlichen als jene, die von seiner Behörde festgestellt wurden.
Gleichzeitig mit der Entlassung des obersten Statistikers, der nicht einfach eine Statistenrolle in der Regierung einnehmen wollte, drohte Erdoğan mit rechtlichen Schritten gegen die Veröffentlichung von Inhalten in den Medien, die mit «moralischen und nationalen Werten nicht vereinbar» seien.
Es sei erforderlich, die Menschen in der Türkei vor «schädlichen Einflüssen» der Medien zu schützen.
Der Medienombudsmann Faruk Bildirici warf dem Staatschef daraufhin am Sonntag vor, er beschwöre gegen die Medien einen Ausnahmezustand herauf. Fortsetzung folgt.