Während sich der WDR-Intendant und ARD-Vorsitzende Tom Buhrow vor zwei Wochen als wild entschlossenen Reformer inszeniert hatte, gehen die tatsächlichen Reformen bei den ARD-Sendern Schrittchen um Schrittchen voran.
So hat beim Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB), wo das Erdbeben im ARD-Haus Ende Juni seinen Anfang nahm, Programm-Chef Schulte-Kellinghaus seinen Rücktritt angeboten, wie das Informationsportal Business Insider als Erstes berichtet hat.
Über die Bedingungen der vorzeitigen Beendigung des Arbeitsvertrags laufen noch Verhandlungen. Der Programm-Chef fordert offenbar die Ausbezahlung seiner Dienstbezüge. Da der Vertag noch bis 2027 läuft, kämen so 1,6 Millionen Euro zusammen.
Im Kern dreht sich der RBB-Skandal um die fristlos entlassene Intendantin Patricia Schlesinger. Im Raum stehen Vorwürfe der Vetternwirtschaft. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt.
Und auch beim Hessischen Rundfunk – ebenfalls ein ARD-Sender – tut sich was. Dort bekommen die Aufsichtsgremien eine unabhängig arbeitende Geschäftsstelle. Diese soll die Mitglieder der Aufsichtsgremien «unabhängig vom Intendanten bei der Wahrnehmung ihrer Aufsichts- und Kontrollfunktionen fachlich unterstützen und beraten», wie der hessische Staatskanzleichef Axel Wintermeyer gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ) sagte.
Beschlossen hat dies das Parlament des fünftgrössten Bundeslandes Deutschlands – und zog damit seine Schlüsse aus dem Skandal beim RBB.
Der Deutsche Journalisten-Verband begrüsste die Massnahme in seinem Blog euphorisch als «riesigen Schritt nach vorn».