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Mittwoch
11.01.2012

Die Antrittsrede des neuen Präsidenten der SRG SSR, Raymond Loretan, am Dienstag vor der versammelten Schweizer Presse anlässlich der traditionellen Dreikönigstagung des Medieninstituts war eines früheren Diplomaten würdig: zum Gähnen langweilig, gespickt mit Zitaten von Carl Spittler bis Jeremias Gotthelf, ein Hohelied auf helvetische Tugenden, auf Föderalismus und «rede mitenand».

Der Lärmpegel im grossen Saal des World Trade Center in Zürich stieg dementsprechend deutlich an. So wäre beinahe in all dem Schnäuzen und Räuspern die ganz hinten im Vortrag versteckte Bombe untergegangen: In Sachen Online-Business, dem grossen Streit mit den Schweizer Verlegern, ist alles längst gelaufen, denn: «Auch Online ist Service public, auch hier muss die SRG ihren Auftrag erfüllen», erklärte Raymond Loretan.

Für Referent Hanspeter Lebrument, Präsident des Verbandes Schweizer Medien, geht es 2012 also genau so weiter, wie sich das Verhältnis der SRG zur Presse schon immer gestaltet hat: «Misstrauen statt Partnerschaft: Das Ganze ist seit Teletext-Zeiten keine Erfolgsgeschichte, und es geht von der SRG aus!»

Natürlich streckt Loretan als neuer Ambassadeur in Sachen SRG und Service public seine Hand zum Dialog aus, Arbeitsgruppen sind bereits gebildet. Doch ausser freundlichem Parlieren, um den Schein vor der Öffentlichkeit zu wahren, wird es da nicht viel zu verhandeln geben.

«Es ist ja alles schon da, eigentlich ist die Sache ja gelaufen», resignierte denn auch Lebrument im Gespräch mit dem Klein Report, «wir können höchstens noch hinterherlaufen». Was heisst: Höchstens noch einige einschränkende Massnahmen auszuhandeln versuchen. Und wenn sich auch das Wenige nicht erreichen lassen wird? Lebrument: «Wenn wir keine Lösung finden, dann wird Medienministerin Doris Leuthard entscheiden müssen.» Und die ist ja vollkommen unabhängig, wie Loretan treuherzig versicherte: «Es gibt kein Staatsfernsehen, ein Staatsfernsehen wäre in diesem Land völlig fremd ...»