Der Circus Knie ist wieder da. So früh wie noch nie im Jahr. In Rapperswil-Jona begeisterte das neue Programm das Premieren-Publikum am Freitagabend.
Hereinspaziert! Wer ein Zirkuszelt betritt, lässt den Alltag hinter sich. «Das Schönste an meinem Job ist es, dass wir anderen Menschen Freude bereiten, sie begeistern und die Sorgen vergessen lassen», sagt Fredy Knie junior. Was der Doyen der berühmtesten Familie der Schweiz anspricht, kann wohl jeder Zirkusbesucher nachvollziehen.
Unter der Zeltkuppel scheint die Zeit stillzustehen. Die Grimassen der Clowns, das Klappern der Pferdehufe, die Salti der verwegenen Artistinnen, die Klänge des Orchesters – das sind die wunderbaren Elemente dieser kleinen geschützten Welt.
In Rapperswil-Jona präsentierte am Freitagabend der Schweizer Nationalcircus sein Programm 2025 – zusammengestellt von der künstlerischen Direktorin Géraldine Knie und ihrem Ehemann Maycol Errani.
Der erste Abend in der Heimatstadt der Knies ist erfahrungsgemäss die «authentische» Premiere. Während am Eröffnungsabend auf dem Zürcher Sechseläutenplatz im Mai die Prominenz auf dem roten Teppich im Stossverkehr defiliert, wirkt das Chapiteau in Rapperswil-Jona wie bei einem Familientreffen.
Die Rosenstadt verneigt sich vor ihren berühmtesten Einwohnerinnen und Einwohnern – und die Prominenten gehören quasi zum erweiterten Familienkreis: Emil und Niccel Steinberger, Nadja Sieger (Ursus und Nadeschkin), Sven Epiney, Adrian Steiner und Christoph Blocher.
«Specialguest» aus dem Engadin, der grössten Zürcher Enklave jenseits des Julierpasses: der St. Moritzer Gemeindepräsident Christian Jott Jenny. Er deutet an, dass er künftig öfters in Rapperswil-Jona anzutreffen sein werde – vermutlich sogar zu Wasser. Über die Details hüllt er sich aber in staatsmännisches Schweigen.
Das Programm ist ein unaufgeregter Mix aus artistischem «Street-Dance» der «Urban Crew», verblüffenden Illusionen des Magiers Vincent Vignaud, poetischen Zwischentönen von Clown Chistirrin.
Die familieneigenen Stars kommen aus der achten Generation: Ivan Knie zeigt eine wunderbare Dressurnummer mit 17 Pferden – seine jüngeren Geschwister Chanel und Maycol jun. machen deutlich: Der Circus Knie ist bereits in der Zukunft angekommen.
Mit Spannung erwartete das Publikum die Rückkehr von Komiker Mike Müller in die Manege. Höhepunkt ist zweifellos sein Auftritt mit dem vierbeinigen Bühnenpartner «Pesche».
Der Terrier zeigt dabei viel Unabhängigkeit und macht deutlich: Ein Hund ist kein Zirkuspferd – und tanzt nicht immer nach den Anweisungen seines Chefs. Und die Wurstscheiben aus Rapperswil-Jona scheinen den Hundegeschmack nicht wirklich zu treffen.
Vielleicht findet sich in zwei Monaten in Zürich eine optimierte Metzgerei – wenn auch Viktor Giacobbo mit Müller und Pesche ins Scheinwerferlicht tritt.