Im Rennen um das Stadtpräsidium von Rapperswil-Jona muss am Sonntag der zweite Wahlgang entscheiden. Amtsinhaber Martin Stöckling erinnert im Kampf gegen Herausforderin Barbara Dillier schon fast an den neuen, alten US-Präsidenten Donald Trump.
Der Klein Report schrieb schon vor einigen Wochen: «Am Obersee fliegen die Fetzen». Gemeint ist das zusehends ruppiger geführte Verteidigungsgefecht des amtierenden Stadtpräsidenten Martin Stöckling im Ringen um die Wiederwahl gegen Konkurrentin Barbara Dillier, aktuell die Gemeindepräsidentin aus der zürcherischen Landsgemeinde Fischenthal.
Stöckling, seit acht Jahren im Amt und von seinen Kritikern als «Sonnenkönig» bezeichnet, war im ersten Wahlgang mit über 1’500 Stimmen Rückstand auf dem dritten Platz gelandet – noch hinter GLP-Kandidat Boris Meier. Es war ein derart deutliches Misstrauensvotum, dass ihm die örtliche SVP vorwarf, er trete nur wegen der Abwahlversicherung nochmals an.
Seither hat sich das Klima in der Rosenstadt noch verschärft. In einer beispiellosen Inseratekampagne in der Gratiszeitung «Obersee Nachrichten» spielte das Stöckling-Lager im Wochenrhythmus mit derart grosser Wucht auf die Frau, dass schier der Seedamm zerbarst. Darin wurde Dillier mit Schlagworten und Unterstellungen schlecht gemacht – und dies in grellen Farben und mit grossen Buchstaben. Grundtenor: Wie soll eine unerfahrene Frau aus einem kleinen Dorf den Job eines gestandenen Mannes aus dem mondänen Rapperswil-Jona übernehmen? Wie kann es eine Zürcher Oberländerin wagen, ins Stadthaus von Rapperswil-Jona einzubrechen? Gezeichnet waren die Pamphlete von den «besorgten Bürgerinnen und Bürgern von Rapperswil-Jona».
Hinter diesem «Komitee» stecken rund 25 Personen. Viele von ihnen wählen freisinnig. Das Gesicht der Gruppe ist Sandro Ruggli, ein in Rapperswil-Jona und Zürich ansässiger Wirtschaftsanwalt und FDP-«Passivmitglied».
Doch irgendwie wird man das Gefühl nicht los: Aufgrund der Tonalität und der Grobschlächtigkeit der Flyer und Inserate könnten Wording und Umgangsformen auch aus transatlantischer Ferne bestimmt werden – irgendwie tönt dies eher nach US-Wahlschlacht als nach kultiviertem Stimmenfang im Schosse Helvetias. Irgendwie spielt Martin Stöckling in seiner wachsenden Verzweiflung nach der Brachial-Taktik von Donald Trump.
Ob diese die Wählerinnen und Wähler am Fusse des Schlosshügels goutieren, wird sich am Sonntag zeigen.