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Mittwoch
19.11.2003

Der Aufsichtsrat des italienischen Staatsfernsehns RAI hat am Mittwoch das satirische Programm «Raiot» unter der Leitung der Komikerin Sabina Guzzanti vorläufig abgesetzt. Die satirische Show hatte am Sonntag wegen heftiger Angriffe gegen Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi und seine Mediengesellschaft Mediaset Empörung in Regierungskreisen ausgelöst. Wegen der bissigen Satire hatte Berlusconis Mediaset die RAI angezeigt und Schadenersatz gefordert. Laut Mediaset habe Guzzanti mit einem langen Anti-Berlusconi-Monolog das Unternehmen diffamiert und die Ehrenhaftigkeit des Konzerns massiv angegriffen. Der Schaden sei noch gravierender, da das Programm von der RAI, Mediasets direktem Konkurrenten, ausgestrahlt worden sei, verlautete aus Mediaset.

Die 37-jährige Komikerin, die mit ihren Persiflagen Berlusconis zum Star aufgerückt ist, geriet nicht nur wegen ihrer Parodie des Regierungschefs unter Druck. Während ihres Monologs, in dem sie auf die Situation in Israel anspielte, sprach sie von «jüdischer Rasse», was heftige Reaktionen auslöste. «Seit über einem halben Jahrhundert hatte niemand mehr öffentlich von jüdischer Rasse geredet», protestierten Vertreter der jüdischen Gemeinde in Italien. Daraufhin musste sich die Schauspielerin entschuldigen.

Noch unklar ist, wann und ob die satirische Show fortgesetzt wird. Guzzanti hatte sich zur Leitung des Programms unter der Bedingung bereit erklärt, dass die RAI-Führung die politischen Parodien ohne Zensur senden würde. Bereits vor Beginn des Programms hatte die Show in politischen Kreisen für Polemik gesorgt. Vertreter der Berlusconi-Koalition hatten die RAI aufgefordert, das Programm zu stoppen. Nach langen Überlegungen war die Sendung am Sonntag dann doch ausgestrahlt worden.